Werder (Havel), 25.06.2024 – Auf Ebay haben Nutzer die Möglichkeit gesehen, ein Stück Werdersche Geschichte nach Hause zu holen. Jetzt ist das wieder heimische Schützenbuch der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Im Bild: Die Bürgermeisterin präsentiert beim Heimatverein das Schützenbuch. Bild und Quelle: Stadt Werder.
Stadt sichert historisches Schützenbuch
Gesichter zu bekannten Namen
In diesem Jahr feiert die Schützengilde zu Werder (Havel) ihr 320. Jubiläum. Es handelt sich mit Abstand um Werders ältesten Verein. Im Jubiläumsjahr konnte die Stadt Werder (Havel) ein besonderes Zeitdokument sichern: Ein Schützenbuch von 1893. Bürgermeisterin Manuela Saß stellte das Buch am Dienstagabend bei den „Werderaner Gesprächen“ des Heimatvereins vor. Das Jubiläum und ein Vortrag zur Geschichte waren das Thema des Abends – und die Buchvorstellung eine Überraschung.
Die Stadt hat das Buch von Marco Schönberger, einem geschichtsinteressierten Mitglied der Schützengilde, erworben. Der hatte es zuvor bei Ebay für Werder ersteigert. „Uns war es wichtig, dass dieses besondere historische Werk für die Stadt und die Heimatforschung gesichert werden kann“, so die Bürgermeisterin. Eine erste Einordnung des 35 Seiten dicken roten Wälzers, der mit einer beschrifteten Silbermedaillon und Silberverschlüssen geschmückt ist, nahm nach einer Sichtung der Vorsitzende des Heimatvereins, Erhard Schulz, vor.
„Dieses Buch wurde anlässlich des 100-jährigen Geschäftsjubiläums des Bäckermeisters Adolf Beerbaum am 8. Januar 1893 von der Schützengilde für ihren Vorsitzenden angefertigt. Es ist schon außergewöhnlich, dass ein Vereinsvorsitzender auf diese Art und Weise gewürdigt wird“, so Erhard Schulz. In dem Buch erfahre man nicht nur, wer 1893 den Vorstand gebildet hat und welche Werderaner Mitglieder des Vereines waren. Die Namen erhalten auch alle ein Gesicht auf den über 100 Fotos. „Viele bekannt Persönlichkeiten und Geschäftsleute, die man nur dem Namen nach kennt, waren Mitglieder des Schützenvereines“, so Erhard Schulz.
Allen voran Bürgermeister Franz Dümichen in jüngeren Jahren in Uniform, Gustav Altenkirch, Besitzer der Bismarckhöhe, oder Fleischermeister Hermann Dietloff, der später zum Stadtältesten ernannt wurde. Der Schornsteinfegermeister Carl Gleining, der 1890 die Freiwillige Feuerwehr mitgegründet hat, ist abgelichtet worden und Bernhardt Möwes, der Besitzer der gleichnamigen Konservenfabrik, später Eigner des „Hotels Stadt Wien“. Weiter entdeckte der Vorsitzende des Heimatvereins in dem Buch Gustav Radecke, Besitzer der „Dampf-Cognac- & Fruchtbrandwein-Brennerei“ in der Brandenburger Straße, oder Gaststättenbesitzer wie Carl Raue, Eduard Kärger, Wilhelm Knorr, Heinrich Felgentreu und Richard Ebel.
Und nicht zu vergessen die bekannten Namen der Obstzüchter: Bastian, Bertz, Hintze, Heinicke, Kassin, Krahnast, Kuhlbrodt, Rieke, Siele und viele mehr. „Das Buch wurde auch nachträglich noch ergänzt und man kann nicht genau feststellen, welche Fotos wann gemacht wurden“, so Erhard Schulz. Es gibt ein großes Foto des Gilde-Vorsitzenden von 1888 bis 1918. Man erfährt, wer in jenen Jahren Schützen- oder Vogelkönig wurde, aber auch Sterbedaten wurden nachgetragen. Erhard Schulz: „Dieses Buch ist eine unermessliche Fundgrube für alle, die sich mit der Werderaner Heimatgeschichte beschäftigen.“
Noch am Dienstagabend schauten einige der Gäste, ob Namen ihrer Ahnen in dem Buch zu finden sind.
Nachtrag 28. Juni, 22.24 Uhr: Der in der Meldung genannte Marco Schönberger wandte sich am 25. Juni auch an das Lokalblog werderanderhavel.de. Dabei und im Telefonat am darauffolgenden Mittwoch zeigte er sich mit der Darstellung seiner Rolle beim Schützenbuch-Ankauf in der hier übernommenen städtischen Pressemitteilung nur in Teilen einverstanden. Schönberger stellte dabei zu diesem Vorgang fest: „Ich habe dieses Buch gekauft und der Stadt Werder verkauft. Es gab weder Hinweise noch Aufforderung an die Stadt Werder, eventuell dieses Buch zu kaufen. Die Firma Antik Babelsberg, deren Inhaber ich bin, hat aus freien Stücken das Buch erworben und es an die Stadt Werder verkauft.“
Update 12. Juli: Nachträgliche Änderungen der Stadt in Absatz zwei jetzt übernommen.