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Rathaus: Stele für Johanna und Karl-Heinz Kuhfuß in Werder eingeweiht

Johanna Kuhfuß wurde laut Netzprojekt „Jugendopposition in der DDR“ am 27. September 1928 in Cottbus geboren. Sie habe als Verkäuferin in der elterlichen Konditorei gearbeitet und sei Mitglied der CDU gewesen.

Am 10. Juni 1951 sei sie zusammen mit ihrem Bruder „im Zuge der Ermittlungen gegen eine Widerstandsgruppe in Werder verhaftet“ und am 28. August der Sowjetischen Kontroll-Kommission überstellt worden. Am 15. Januar 1952 habe das Sowjetische Militär sie in Moskau zum Tod durch erschießen verurteilt. Dieses Todesurteil sei drei Monate später vollstreckt worden, schreibt jugendopposition.de weiter.

Bernd Reiher, 08.12.2025, 08:47 Uhr

Zum Gedenken an Johanna Kuhfuß und ihren Bruder ist Mitte November am ehemaligen Wohnhaus in der Carmenstraße eine Erinnerungsstätte eingeweiht worden. Lesen Sie mehr in einer Medieninfo des Rathauses vom 21. November 2025.

Stele für Johanna und Karl-Heinz Kuhfuß in Werder (Havel) eingeweiht

Gemeinsame Pressemitteilung des Memorial Deutschland e.V. und der Stadt Werder (Havel)

In Werder ist am 21. November eine Stele zur Erinnerung an Johanna und Karl-Heinz Kuhfuß eingeweiht worden. Die beiden jungen Werderaner waren 1952 gemeinsam mit fünf weiteren Jugendlichen vom Sowjetischen Militärtribunal in Potsdam zum Tode verurteilt worden. Die Stele steht nun an ihrer letzten Wohnadresse und ist Teil des internationalen Projekts „Die letzte Adresse“. Es wird von der Menschenrechtsorganisation Memorial getragen.

Laut historischer Quellen gehörten die Geschwister Kuhfuß zu einer Gruppe junger Menschen aus Werder, die sich ab 1950 kritisch gegen das entstehende SED-System gestellt hatten. Die Jugendlichen verteilten Flugblätter gegen die Einheitslistenwahl, entfernten Wahlpropaganda und suchten Kontakte nach West-Berlin. Einige unterstützten später eine kleine Widerstandsgruppe, die Informationen über sowjetische Truppen und Behörden sammelte und weitergab.

Dafür waren ihnen „versuchte Diversion“ und „konterrevolutionäre Tätigkeit“ vorgeworfen worden – typische Anklagepunkte der Militärtribunale jener Zeit. Das Verfahren fand ohne rechtsstaatliche Standards statt. Am 19. März 1952 verurteilte das Tribunal sieben Angeklagte zum Tode. Die Urteile wurden im Moskauer Butyrka-Gefängnis vollstreckt. Die Bestattungsorte sind bis heute unbekannt.

Mit der Stele kehren die Namen von Johanna und Karl-Heinz Kuhfuß sichtbar in die Stadt zurück. Das Projekt „Die letzte Adresse“ erinnert an Menschen, die aufgrund von Entscheidungen sowjetischer Behörden zwischen 1918 und 1991 von Paris bis Wladiwostok ihr Leben verloren haben – durch kleine Tafeln die an Wohnhäusern oder Stelen angebracht werden.

Der 1. Beigeordnete Christian Große betonte, dass die Stele zwei jungen Menschen aus Werder ihren Platz in der Erinnerung zurückgebe. Sie seien „keine Zeilen in einer Akte“, sondern Menschen mit Hoffnungen und dem Wunsch nach Freiheit gewesen. Ihr Mut, sich Unrecht entgegenzustellen, mache das Gedenken an sie zu einer Verpflichtung, Freiheit und Rechtsstaat zu schützen.

Dr. Anke Giesen vom Vorstand von Memorial Deutschland stellte das Projekt „Die letzte Adresse“ vor. Memorial wurde 1989 in Moskau gegründet, um die Verbrechen des sowjetischen Regimes zu dokumentieren und an die Opfer zu erinnern. Sie verwies darauf, dass Memorial vor dem Hintergrund der massiven Einschränkungen in Russland seine Arbeit verstärkt in Europa fortsetze. Das öffentliche Gedenken sei notwendig, damit Schicksale wie das der Geschwister Kuhfuß nicht vergessen werden.

Unter den rund 40 Gästen waren Dr. Maria Nooke, die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Brandenburg, und Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der Union der Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft. Mit Prof. Sigurd Blümcke und Werner Bork nahmen auch zwei Zeitzeugen an der Veranstaltung teil.

Die neue Stele ergänzt die bereits bestehenden Erinnerungsorte in Werder, darunter eine Bronzetafel an der Carl-von-Ossietzky-Schule und das Gedenken auf dem Alten Friedhof. Sie verweist auf ein Kapitel der frühen DDR-Geschichte, das so im Stadtbild noch sichtbarer wird – und mahnt, die Freiheit, in der wir leben, zu bewahren.

https://www.werder-havel.de/politik-rathaus/aktuelles/neuigkeiten/125-jugend,-familie-soziales/4918-letzte-adresse-gedenken-an-zwei-junge-werderaner.html

https://www.jugendopposition.de/lexikon/personen/148288/johanna-kuhfuss