Werder (Havel), 15.09.2025 – Wenn in diesen Wochen wieder zum Stadtradeln aufgerufen wird, ist in Sachen Fahrradfahren in Blütenstadt vor allem eitel Sonnenschein. Laut Rathaus gilt bei dieser Aktion, dass „möglichst viele Alltagswege mit dem Fahrrad zurückgelegt und Kilometer gesammelt werden“. Kilometer, die gerne genutzt werden, das Fahrradimage der Blütenstadt zu polieren. Probleme zu diskutieren, darum geht es beim Stadtradeln nicht.
Im Grunde ist der Ansatz dieser Veranstaltung, mehr Leute für das Fahrrad als alltägliches Verkehrsmittel zu begeistern. So weit, so gut. Wie weit aber gerade der Alltagsverkehr in Werder von einer problemfreien Zone entfernt ist, weiß jeder, der sich halbwegs regelmäßig mit Pedalen durch Blütenstadt bewegt.
Abdrängeln, ignorieren, Vorfahrt nehmen: an der Tagesordnung. Zugeparkte Radstreifen: normal. Mindestseitenabstand beim Überholen? Genauso geschenkt, wie Überholverbot in den Engstellen der zahlreichen Verkehrsinseln.
Ob die angepöbelte Mutter auf dem vollbesetzten Kindertransportrad, weil sie gefälligst auf dem Fußweg (!) fahren soll, der jüngst angefahrene 13-Jährige in den Havelauen, die umgefahrene Oma im Apfelweg, die beim Linksabbiegen Überfahrene in der Eisenbahnstraße oder der beim Linksabbiegen verunfallte Junge in Töplitz: Werder ist ein Sammelsurium regelmäßig zu erlebender Probleme im Alltagsradverkehr.
Alles nur Einzelfälle?
Aus Autofahrersicht ja, weil ein Großteil sich an die Regeln hält. Aus Radlerperspektive jedoch ein deutliches Nein. Warum man das so eindeutig sagen kann? Weil es ein Monitoring gibt, das solche Erfahrungen für Werder als eher typisch spiegelt. Der Name: Fahrradklimatest. Die 2024er Schulnote für den Radverkehr in Blütenstadt: 4 Minus.
Was der Fahrradklima-Test ist? Dazu heißt es beim ausführenden ADFC: „Beim Fahrradklima-Test bewerten die Teilnehmer:innen den Radverkehr vor Ort und geben nützliche Hinweise, die Kommunen gezielt für Verbesserungen in der Infrastruktur nutzen können. Die Ergebnisse helfen auch, die Erfolge der Radverkehrsförderung vor Ort zu bewerten.“ Unterstützt wird die Nutzerbefragung vom Bundesverkehrsministerium.
Insgesamt landete Werder auf Platz 385 von 429 bei den Gemeinden zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern. Besonders negativ wurden bewertet: das Fahren im Mischverkehr (5,0), auf Radwegen und -streifen (5,0) und die Breite der Wege für Radler (5,2).
Eine grobe Auswertung der Ergebnisse des Fahrradklimatests für Werder gab es bereits am 24. August in der MAZ. Alle abgefragten Themenbereiche finden Sie samt vergebenen Schulnoten für Blütenstadt in einem Auszug aus dem PDF in der nachfolgendem Liste.
Fahrradklima-Test 2024, Ergebnisse Werder
Gesamtbewertung | 4,35 |
Fahrrad- und Verkehrsklima | 4,2 |
Stellenwert des Radverkehrs | 4,6 |
Sicherheit beim Radfahren | 4,6 |
Komfort beim Radfahren | 4,6 |
Infrastruktur Radverkehrsnetz | 3,7 |
Spaß oder Stress | 4,2 |
Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer | 4,5 |
Radfahren durch jung und alt | 3,3 |
Werbung für das Radfahren | 5,0 |
Medienberichte | 4,2 |
Fahrradförderung in jüngster Zeit | 4,9 |
Falschparker Kontrolle Radwege | 4,8 |
Reinigung der Radwege | 4,4 |
Ampelschaltungen für Radler | 4,7 |
Winterdienst auf Radwegen | 4,4 |
Sicherheitsgefühl | 4,9 |
Konflikte mit Fußgängern | 4,1 |
Konflikte mit Kfz | 4,8 |
Hindernisse auf Radwegen | 4,2 |
Fahrraddiebstahl | 4,1 |
Fahren auf Radwegen und Streifen | 5 |
Fahren im Mischverkehr mit Kfz | 5 |
Breite der Wege für Radfahrer/innen | 5,2 |
Oberfläche der Wege für Radfahrer/innen | 4,4 |
Abstellanlagen | 3,8 |
Führung an Baustellen | 4,8 |
Fahrradmitnahme im ÖPNV | 4,5 |
Erreichbarkeit Stadtzentrum | 3,4 |
Zügiges Radfahren | 3,5 |
Für Radler in Gegenrichtung geöffnete Einbahnstraßen | 3,8 |
Wegweisung für Radfahrende | 3,9 |
Öffentliche Fahrräder | 4,1 |
Anmerkung
Einen Hinweis, wie die Ergebnisse zu deuten sind, gibt es von den ADFC-Redakteuren auch noch einmal im Anhang des PDFs: „Die Bewertungen können vereinfacht als Bewertungsnote auf einer Schulnotenskala interpretiert werden.“ Werder: 4 Minus.