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Rathaus: Neue Erkenntnisse zur sparsamen Bewässerung

Werder (Havel), 19.10.2024 – Zwar ist der Klimawandel in Teilen Werders wahlweise ein Tabu- oder Reizthema. Trotzdem macht er sich auch hier mit zunehmender Trockenheit, kurzen Wintern, frühen Frühlingsepisoden und unkalkulierbaren späten Frostnächten bemerkbar.

Schon einmal ging es deshalb am 5. November 2022 auf werderanderhavel.de um das damals gestartete „Wissenschaftsprojekt zur effizienteren Bewässerung der Obstplantagen“. Was daraus geworden ist und welche Erkenntnisse dabei bisher gewonnen werden konnten, darüber lesen Sie mehr in einer Rathausmeldung vom 7. Oktober 2024.

Im Bild: Dr. Franz Lennartz, einer der beteiligten Wissenschaftler, bei der Installation eines Sensors. Bild: Stadt Werder/Havel, hkx.

Neue Erkenntnisse zur sparsamen Bewässerung / Wissenschaftstagung am 8. Oktober in Werder (Havel)

Was für Werders Obstbauern in diesem Jahr eine Katastrophe war, das war für Wissenschaftler vom Institut für Hydrologie und Meteorologie der Technischen Universität Dresden eine Chance: „Da nach den Spätfrosten im April ohnehin fast keine Erträge zu erwarten waren, konnten wir noch ein bisschen mehr experimentieren“, erzählt Professor Niels Schütze. Er leitet ein Projekt zur effizienten Bewässerung von Obstplantagen, das begleitend zur Sanierung des Brauchwasserwerkes Glindow stattfindet.

Für das von der Stadt Werder (Havel) begleitete Projekt wurde vor zwei Jahren ein umfangreiches Beobachtungssystem installiert. Es besteht aus Sensoren und Stationen, mit denen Daten zur Bodenfeuchte, dem Saftfluss der Bäume, Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie weiteren klimatischen Größen gesammelt werden. Das alles passiert auf Anbauflächen der Havelfrtucht GmbH mit verschiedener Höhenlage und Exposition auf der Glindower Platte. Vor allem Apfelbäume stehen im Fokus.

Die Erkenntnis, dass es besser ist, Obstbäume in längeren Abständen stark zu bewässern als täglich ein wenig Wasser zu geben, mag für Hobbygärtner nicht ganz neu sein. Neu ist laut Niels Schütze aber, dass mittels der gesammelten Daten nun sehr genau bestimmt werden kann, in welchen Abständen welche Wassermengen zur Bewässerung benötigt werden, um ein optimales Wachstum und hohe Obsterträge zu erzielen.

Bewässerungsmodell auch für andere Standorte

„Wir arbeiten hier an einem Modell, das sich mit wenigen ergänzenden Bodendaten auch auf andere Standorte übertragen lässt“, so Professor Schütze. Ein wertvolles Werkzeug für einen sparsamen Einsatz der Ressource Wasser in Zeiten des Klimawandels – und einen effizienten Betrieb des Brauchwasserwerkes in Glindow.

Spannend für die Hydrologen war der Vergleich der Klimadaten mit der Potsdamer Wetterstation: Auf der Glindower Platte sind die Temperaturen und die Windgeschwindigkeit demnach in der Regel geringer als in Potsdam. „Im Sommer ist das von Vorteil, weil die Böden weniger schnell austrocknen. Im Frühjahr ist das mit Blick auf die Spätfröste natürlich weniger schön“, so Niels Schütze.

In diesem Jahr konnte besonders gut beobachtet werden, wie sich die Spätfröste auf die Kulturen in verschiedenen Lagen auswirken. Ausgerechnet in Höhe der Apfelbaumkronen waren die Temperaturen in den Nächten zwischen dem 22. April und 24. aufgrund der geringeren Windbewegung besonders niedrig – und die Wirkung auf die frostempfindlichen Blüten besonders verheerend. Dass mit der Sanierung des Brauchwasserwerks zugleich die Basis für eine spätere Frostschutzberegnung der Anlagen geschaffen wird, hält Niels Schütze für eine gute Idee.

Böden auf Glindower Platte besser als ihr Ruf

Ebenfalls interessant: Die Hydrologen schauten sich die Böden auf der Glindower Platte einmal genauer an. Und sie sind besser als ihr Ruf. „Der Obstanbau macht schon Sinn auf diesen Flächen“, so Niels Schütze – und begründet das mit einer Tonschicht, die sich in 70 bis 100 Zentimeter Tiefe befindet. „Die Bäume stehen dadurch wie in einem Topf, im Boden der Bäume können dadurch im Wurzelbereich bis zu 100 Millimeter Wasser gespeichert werden und das Wasser geht nicht so schnell in tiefere Schichten verloren.“ Bis in den Frühling hinein ist dieser Speicher gut gefüllt, was eine weitere Erkenntnis mit sich bringt: . „Der Beginn der Bewässerung ist in der Regel erst ab Mai erforderlich.“

Die Erfahrungen aus dem vom Land Brandenburg geförderten Wissenschaftsprojekt sollen für andere Obstlagen verallgemeinert werden. In einem weiteren Projekt könnten die Ergebnisse in einen Bewässerungsatlas oder eine Bewässerungsapp für den Obstbau überführt werden. Bei einer Tagung mit der Technischen Universität Dresden, dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg und der Stadt Werder (Havel) soll am 8. Oktober im Schützenhaus ein erster Austausch mit Akteuren der Branche zu den gesammelten Erkenntnissen erfolgen.

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