Werder (Havel), 24.06.2024 – Ein eigenes Auto steht die meiste Zeit nur herum und kostet trotzdem jede Minute Geld. Anschaffung, Wartung und vor allem der oftmals nicht eingerechnete Wertverlust sind die größten Posten dabei.
Das eigene Auto abzuschaffen ist deshalb ein Gedanke, der nicht wenigen durch den Kopf geht. Hürde dabei ist jedoch oft ein gefühlter Verlust an Mobilität.
Genau für diese Lücke (oder wenn es um die Frage eines Zweit- oder Drittautos geht) kann Carsharing (zumindest wo es angeboten wird) ein guter Lösungsansatz sein: Immer Zugriff auf ein Auto, ohne ein eigenes sich halten zu müssen.
Das Carsharing-Prinzip (grob vereinfacht): Anbieter X stellt Kommune Y ein gewisses Kontingent an PKW und Transportern zu Verfügung. In der Stadt oder dem Dorf bildet sich eine Nutzergruppe, die diese Flotte für sich nutzt. Gebucht und verwaltet wird das Ganze über eine digitale Plattform.
In größeren Städten funktioniert das wunderbar (mit TeilAuto in Halle seit 1992 und in Leipzig seit 2000). In Gemeinden der 25.000er-Region sieht das aber oft noch ganz anders aus.
Werder zum Beispiel ist bei der Google-Suche nach „Carsharing“ auch 2024 noch großteils Niemandsland. Ansätze gibt es derzeit scheinbar lediglich im Wohnprojekt Uferwerk mit der Klimawerkstatt.
Fakt jedoch ist: Wo es funktioniert (also nicht nur angeboten, sondern auch von der Stadtverwaltung aktiv gefördert und dadurch rege genutzt wird), hat Carsharing eine verkehrsentlastende Wirkung. Welche genau und wie sie wissenschaftlich belegt ist, das hat zusammengetragen der Bundesverband CarSharing e.V. Lesen Sie dazu mehr in der Pressemitteilung vom 30. Mai 2024.
Verkehrsentlastung durch Carsharing – alle Erkenntnisse auf einen Blick
Die verkehrsentlastende Wirkung von Carsharing ist wissenschaftlich gut untersucht. Der Bundesverband Carsharing e.V. (bcs) hat jetzt die Ergebnisse diverser Studien in einem Fact Sheet zusammengestellt.
Carsharing wirkt verkehrsentlastend. Das wurde in verschiedenen Studien immer wieder bestätigt. Carsharing führt zur Abschaffung privater Pkw und zur dauerhaften Vermeidung von Pkw-Neuanschaffungen in den Carsharing-Haushalten. Es reduziert so die Zahl der insgesamt benötigten Pkw und Stellplätze. Darüber hinaus verändert Carsharing das Mobilitätsverhalten: Carsharing-Kund*innen nutzen die Verkehrsmittel des Umweltverbunds öfter und den Pkw seltener als die Vergleichsbevölkerung.
Ein Carsharing-Auto ersetzt bis zu 16 private Pkw
Eine solche Ersetzungsquote von 1:16 bedeutet, dass jedes Carsharing-Fahrzeug rund 80 Meter Straßenkante von parkenden Autos freihält. Für Kommunen ist Carsharing ist eine kostengünstige Methode, um den Parkdruck zu verringern und den öffentlichen Straßenraum zu entlasten. Der Bau von Quartiersgaragen ist um ein Vielfaches teurer. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes kann Carsharing außerdem erheblich dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen im Verkehr zu reduzieren.
Die wichtigsten Erkenntnisse verschiedener wissenschaftlicher Studien zur verkehrsentlastenden Wirkung von Carsharing hat der bcs in einem neuen Fact Sheet zusammengestellt.
„Mit unserem Fact Sheet stellen wir Kommunen in Deutschland eine Übersicht über die wissenschaftlich messbaren Vorteile von Carsharing zur Verfügung. Dafür haben wir bereits existierende Studien seit 2018 und rund 20 neue Messergebnisse aus Städten und Gemeinden in Deutschland ausgewertet. Die Daten zeigen eindeutig, dass stationsbasierte und kombinierte Carsharing-Angebote eine hohe verkehrsentlastende Wirkung haben. Kommunen können diese Wirkung nutzen, indem sie den Aufbau eines möglichst flächendeckenden Netzes wohnortnaher Carsharing-Stationen fördern. Für free-floating Carsharing liegen weniger gültige Messungen vor und die Ergebnisse sind uneindeutig.“
Katharina Herzog, bcs-Referentin für Projekte und Daten
Das Fact Sheet kann hier als PDF heruntergeladen werden.