Werder (Havel), 17.03.2024 – In diesen Tagen in einer Kleinstadt ein Stück über Politik auf die Bühne zu bringen, das ist ein heißes Eisen. Die Comédie Soleil hat es gewagt. Am 16. März wurde Uraufführung des Stückes „Politik“ von Hauschef Julian Tyrasa gefeiert.
Das Setting: Zwei Personen auf der Bühne, ein Abend, eine Praktikantin und ein Profipolitiker vom Range Mittelbau.
Das heiße Eisen schwang während der gesamten 60 Minuten Stücklänge mit. Im Publikum zwei halblaute Kommentierer, die auch dem Zwischenruf einer Sitznachbarin nach „Ruhe!“ nur halb folgen konnten.
Die Protagonisten: dicker Politiker des klassischen Typs, engagiert, weil er in den Bundestag will. Auf der anderen Seite seine Praktikantin der letzten sechs Monate, von der der Politiker gern noch andere Seiten sehen würde – bevor die „Fridays for Future“-Anhängerin von ihm ihr Zeugnis bekommt.
Kern des Theaterabends: Nachdem klar wird, dass die Praktikantin den schlüpfrigen Annäherungen nicht mit breiten Beinen folgen wird, verhandeln die Antipoden ihre Sichtweisen auf Politik. Der dramaturgische Kniff kurz vor Schluss gibt dem ganzen Plot noch einmal einen ganz anderen Dreh. Verraten wird er an dieser Stelle jedoch nicht.
Fazit: In Werder einen passablen Theaterabend zu erleben, dafür ist das Stück „Politik“ in jedem Fall eine gute Wahl. Politisch Feinfühlige dürfen sich auf den Impuls einstellen, manche Ecken als plakativ zu empfinden. Applaus am Ende der Uraufführung gab es reichlich; er galt wohl auch dem Mut, ein solch brisantes Thema in dieser Zeit in einer Kleinstadt überhaupt auf die Bühne zu bringen. Chapeau, Comédie soleil.
Nächste Termine: 6., 7., 13. und 14. April.