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Verkehrswende Werder zum Beitritt Bündnis Lebenswerte Städte

Werder (Havel), 22.06.2023 – Die Aufregung im Vorfeld war groß. Seit 15. Juni gibt es den Stadtratsbeschluss, dass die Stadt Werder dem Bündnis „Lebenswerte Städte“ beitreten wird.

Das Besondere an diesem Antrag: SPD, Grüne, Stadtmitgestalter, Freie Wähler und Die Linke haben ihn gemeinsam auf den Weg gebracht und damit auch gezeigt, welch Handlungsfähigkeit die kleinen Parteien entwickeln können, wenn sie sich zusammentun.

Ein maßgeblicher Motor für die Entstehung dieses Antrages scheint die Initiative Verkehrswende Werder gewesen zu sein. Auch deren Vertreter*innen haben sich im Nachgang dieses Beschlusses zu Wort gemeldet. Warum sie sich für den Auslöser halten und wie es nun weitergeht, dazu lesen Sie mehr in der Pressemitteilung vom 17. Juni 2023.

Werder tritt dem Bündnis ‚Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten‘ bei

Stadtverordnetenversammlung fordert mehr Tempo 30

Auf der Stadtverordnetenversammlung am letzten Donnerstag wurde der gemeinsame Antrag von Grünen, SPD, StadtMitGestaltern, Linken und Freien Wählern mit 15 gegen 11 Stimmen und einer Enthaltung angenommen.

Damit tritt Werder dem Bündnis von 791 Städten und Gemeinden bei, die fordern, Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit innerorts anordnen zu können, wo sie es für notwendig halten.

Außerdem wird die Verwaltung beauftragt, im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten die Einrichtung von weiteren Tempo 30-Zonen in der Kernstadt und in den Ortsteilen zu prüfen und auszuweiten.

Die Initiative für diesen erfolgreichen Antrag geht zurück auf einen Brief der Verkehrswende Werder an die Stadtverordnetenversammlung im Februar.

Die Verkehrswende Werder freut sich über diese klare politische Aussage für mehr Tempo 30 auf den engen und häufig vom Verkehr überlasteten Straßen in Werder. Sie fordert Tempo 30 dort einzuführen, wo Fahrräder und Autos sich den engen Straßenraum teilen müssen. Ein Beispiel ist die Potsdamer Straße, die viele RadfahrerInnen als sehr gefährlich erleben.

Jan Stehn, Sprecher der Initiative, betont: „Tempo 30 ist ein Gewinn für alle: mehr Sicherheit und weniger Lärm und Umweltbelastungen durch einen gleichmäßigeren Verkehrsfluss. Und die Fahrzeitverlängerungen betragen oft nur wenige Minuten.“

verkehrswende-werder.de

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Bündnis Lebenswerte Städte, Tempo 30, Werder, SVV, StVG

Werder (Havel), 20.06.2023 – Ohne Beteiligung der CDU hat sich im Werderaner Stadtparlament eine Mehrheit gefunden, als Kommune dem Bündnis „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ beizutreten.

Beschlossen wurde der Beitritt am 15. Juni 2023 mit Stimmen von B90/Grünen/Fehrenberg, Stadtmitgestaltern, Die Linke, SPD und Freien Wählern. Abstimmungsergebnis: 15 dafür, 11 dagegen, 1 Enthaltung.

Ziel des ins Auge gefassten Städtebündnisses ist eine Gesetzesänderung: Kommunen und Gemeinden sollen unter anderem selber festlegen können, wo Tempo 30 eingerichtet werden soll. Das dafür zu ändernde Regelwerk ist scheinbar das Straßenverkehrsgesetz StVG.

Nachdem es kurzzeitig den Anschein hatte, der Verkehrsminister würde diesem Vorhaben nicht viel Freude abgewinnen können, hat sein Haus nun einen scheinbar hoffnungmachenden Reformvorschlag für das Straßenverkehrsgesetz (StVG) vorgelegt.

Inhaltlich ist von diesem Entwurf bislang wenig bekannt. Gelesen hat ihn aber offenbar Leipzigs oberster Stadtentwickler und Baubürgermeister Thomas Dienberg. Er ist auch Sprecher der Initiative Lebenswerte Städte und äußerte sich in einer Pressemitteilung durchaus optimistisch über dieses Reformpapier.

Dienberg am 19. Juni zum jetzt vorgelegten Referentenvorschlag: „Der Entwurf zur StVG-Reform ist ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr kommunalem Gestaltungsspielraum. Gemeinsam mit unseren Mitgliedskommunen erwarten und fordern wir nun, dass dieser Weg bei der Anpassung der Straßenverkehrsordnung konsequent weitergeführt wird.“

Wann der Entwurf im Bundestag oder seinen Ausschüssen besprochen und beschlossen wird, war den uns vorliegenden Informationen nicht zu entnehmen. Stolze knapp 800 Kommunen sind übrigens mittlerweile Mitglied im Bündnis „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“.

Die Meldung zum Beitritt auf der Website des zukünftigen Neumitgliedes Werder (Havel) ist knapp formuliert. In einem von drei Absätzen heißt es seit 16. Juni auf werder-havel.de: „Die Stadt Werder tritt dem Gemeindebündnis ‚Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten‘ bei. Das hat die Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend beschlossen. Die Verwaltung wurde zugleich beauftragt, im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten die Einrichtung von weiteren Tempo 30-Zonen in der Kernstadt und in den Ortsteilen zu prüfen und auszuweiten.“

„Die Initiative für diesen erfolgreichen Antrag geht zurück auf einen Brief der Verkehrswende Werder an die Stadtverordnetenversammlung im Februar“, heißt es indes in einer Pressemail der Gruppe Verkehrswende Werder. Deren komplette Pressemitteilung finden Sie ab Donnerstag auf werderanderhavel.de.

Nachbemerkung eins: Immer wieder wird seitens des Bündnisses „Lebenswerte Städte“ darauf hingewiesen, dass es nicht um flächendeckende Einführung von Tempo 30 geht. Eine entsprechende Auslegung dieses Vorstosses hat auch in der Blütenstadt für ordentlich Verwirrung gesorgt. Wiederholt wurde sie erst am 15. Juni von der FDP im Artikel „Kein grundsätzliches Tempo 30 in Werder“.

Nachbemerkung zwei (21. Juni): Der Deutschlandfunk berichtet in seinen Nachrichten, dass das Thema heute im Bundeskabinett beraten wird.

https://lebenswerte-staedte.de/de/news.html

https://www.werder-havel.de/politik-rathaus/aktuelles/neuigkeiten/politik-rathaus/3979-stadt-wird-mitglied-in-tempo-bündnis.html

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Tempo 30: Bündnis Lebenswerte Städte bei Verkehrsminister Wissing

Werder (Havel), 06.06.2023 – Leicht groteske Züge hatte das schon, wie CDU und FDP auf den sogenannten Tempo-30-Antrag der fünf Fraktionen reagiert haben. Viel beschäftigt hatten sie sich vorher scheinbar mit dem Thema nicht.

Ob sie das überhaupt noch müssen, steht allerdings in den Sternen. Denn: Im Antrag geht es schlicht um den Beitritt zum Bündnis „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“. Das Ansinnen dieser Initiative: Den Städten selber zu überlassen, wo sie Tempo 30 anordnen wollen. Dafür wiederum müsste eine Gesetzesänderung her.

Bei einem Treffen von Vertretern des Bündnisses Lebenswerte Städte mit Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) hatte dessen Begeisterung aber scheinbar Grenzen. Lesen Sie mehr in der Pressemitteilung der „Initiative Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ vom 5. Juni 2023.

Enttäuschender Verlauf des ersten Gesprächs mit Bundesverkehrsminister Wissing

Bundesminister Wissing hat sein Versprechen eingelöst und heute erstmals zum Gespräch mit Vertretern der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ geladen.

Im Fokus der Gespräche: die Anpassung des Straßenverkehrsrechts für mehr Handlungsfreiheit der Kommunen bei der Anordnung von Tempolimits innerorts. Der Bundesminister hat dabei ein ehrliches Interesse an der Motivation und an den Zielen der Initiative gezeigt. 

„Wir konnten noch einmal deutlich machen, dass es der Initiative nicht um die flächendeckende Einführung von Tempo 30 oder die Regelumkehr geht, sondern um eine größere Freiheit und praxisgerechte Grundlage bei der Anordnung“, so Christian Springfeld (FDP). Bürgermeister der Stadt Springe.

Über den weiteren Weg, den Umfang sowie die Ausgestaltung der notwendigen rechtlichen Anpassungen konnte jedoch keine Einigkeit erzielt werden.

„Das Gespräch mit dem Bundesminister war größtenteils ernüchternd“, kommentiert Thomas Dienberg (Grüne), Baubürgermeister der Stadt Leipzig und Sprecher der Initiative. „Am Prinzip, dass Tempolimits nur dann angeordnet werden können, wenn sie die Leichtigkeit und Sicherheit des Verkehrs nicht maßgeblich einschränken, soll im Wesentlichen nicht gerüttelt werden. Allenfalls soll der Umfang möglicher Ausnahmetatbestände ausgeweitet werden. Damit sind wir von den Forderungen unserer Mitglieder und der Festschreibung im Koalitionsvertrag noch ein gutes Stück entfernt.“

Das Bundesverkehrsministerium vertritt hingegen die Auffassung, dass eine weitgehende Liberalisierung der innerstädtischen Geschwindigkeit zu verfassungsrechtliche Problemen führt. 

„Es ist deutlich geworden, dass der Weg zu einer sachgerechten Lösung im Sinne der Kommunen noch weit ist“, so Tim von Winning (parteilos), Ulms Bürgermeister für Stadtentwicklung, Bau und Umwelt. „Die Initiative ist offen für weitere Gespräche mit dem Ministerium. Wir werden aber den öffentlichen Druck für eine wirksame Änderung des Straßenverkehrsrechts weiter erhöhen, so lange sich das Bundesministerium nicht ausreichend bewegt.“

Hintergrund

Vor zwei Jahren haben sieben Städte das Heft in die Hand genommen und mit einem Grundsatzpapier eingefordert, ihre Geschicke in Sachen Geschwindigkeit auf den Straßen ihrer Stadt selber in die Hand zu nehmen.

Das Grundsatzpapier wurde am 4. April 2022 an Bundesverkehrsminister Wissing übermittelt. Das Kernanliegen der Kommunen lautet, ihre Straßenräume lebenswert zu gestalten: sicher, gesund und mit viel Aufenthaltsqualität – so wie es auch die Festschreibung im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien vorsieht.

Mittlerweile haben sich nahezu 800 Städte, Gemeinden und Landkreise den Forderungen angeschlossen – im gesamten Bundesgebiet und über alle Parteigrenzen hinweg. In den vergangenen 5 Monaten konnte die Initiative ihre Mitgliederzahlen verdoppeln. In den Städten und Gemeinden der Initiative leben über 32 Millionen Menschen.

Bildbeschreibung: Für die Initiative haben (v.l.n.r.) Thomas Dienberg (Sprecher der Initiative und Leipzigs Baubürgermeister), Tim von Winning (Ulms Bürgermeister für Stadtentwicklung, Bau und Umwelt) sowie Christian Springfeld, Bürgermeister der Stadt Springe am Deister am heutigen Gespräch teilgenommen. Die Delegation bildet dabei die unterschiedlichen Stadtgrößen und die Überparteilichkeit der Initiative ab.

Bild-Quelle: Burkhard Horn, Bündnis Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten. Mit freundlicher Genehmigung durch Verkehrs- und Tiefbauamt Leipzig.

Zur Initiative: https://www.lebenswerte-staedte.de/de/