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Rathaus: First-Responder-Einheit in Werder

Werder (Havel), 19.11.2023 – In fast jedem medizinischen Notfall sind die Minuten bis zum Eintreffen der Rettung von entscheidender Bedeutung. In Sachen Ersthelfer hat die Stadt Werder jetzt aufstocken können. Wichtiger Baustein dabei ist wieder einmal das System Freiwillige Feuerwehr. Lesen Sie mehr zur neuen First-Responder-Einheit der Blütenstadt in der städtischen Pressemitteilung vom 13. November 2023. Fotos: Stadt Werder. Bildmontage: werderanderhavel.de.

Werders neue First-Responder-Einheit hatte bereits 45 Einsätze

Kammerflimmern ist die häufigste Ursache für einen plötzlichen Herztod. Ohne schnelle medizinische Hilfe gibt es keine Rettung. Mit jeder Minute, die die Hilfe früher eintrifft, steigen die Überlebenschancen. Aus dieser Erfahrung heraus hat die Freiwillige Feuerwehr in Werder (Havel) jetzt eine First-Responder-Einheit in der Ortsfeuerwehr.

Urheber der Idee ist Frank Huber. Der Feuerwehrmann aus Töplitz war hauptberuflich als Rettungsassistent tätig. „Es gibt leider immer wieder Fälle von Kammerflimmern, bei denen der Rettungsdienst nicht rechtzeitig vor Ort sein kann“, erzählt er. Als er vor einigen Jahren von der Gründung einer First-Responder-Einheit in Schwielowsee gehört hatte, fragte er sich, ob so was auch in Werder machbar ist.

In anderen Bundesländern heißen solche Einheiten auch Sanitäter vor Ort, Ersthelfergruppe oder Voraushelfer. Sie sind bei den Freiwilligen Feuerwehren oder Hilfsorganisationen angesiedelt und arbeiten ehrenamtlich. Ihr Ziel ist immer dasselbe: Die Zeit bis zum Eintreffen der hauptberuflichen Rettungskräfte zu überbrücken. „In diesen Minuten finden erste basismedizinische Maßnahmen statt, die Leben retten können“, erzählt Frank Huber.

Kern dieser Maßnahmen sei der Einsatz eines Defibrillators. Sobald sich die Herzfrequenz zu stark beschleunigt, gibt er Stromstöße an das Herz ab, die die Rhythmusstörung beenden. Bei First-Responder-Einheiten kommen „Automatisierte Externe Defibrillatoren“ (AED), auch Frühdefibrillatoren genannt, zum Einsatz. Sie sind besonders einfach in der Anwendung.

Frank Huber hatte für seine Idee einer eigenen Einheit an verschiedenen Stellen geworben, die Stadt, die Stadtwehrführung und die Ortswehren kontaktiert. Eine zusätzliche Aufgabe für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute, die jährlich bereits zu 350 Einsätzen ausrücken müssen? Tatsächlich hätten sich nach mehreren Informationsrunden fast 80 der 190 Einsatzkräfte dazu bereit erklärt, bei der Einheit mitzumachen.

Es war noch einiges zu organisieren. Die Stadtverwaltung traf umfangreiche Abstimmungen mit dem für das Rettungswesen zuständigen Landkreis Potsdam-Mittelmark. Es ging um eine klare Festlegung, dass hier kein Ersatz für die Rettungsstellen des Landkreises, sondern eine ehrenamtliche Unterstützung im Fall von Bewusstlosigkeit von Patienten eingerichtet wird.

Die Gespräche mündeten in einer Vereinbarung, in der die Details (von den genauen Aufgaben und dem Technikeinsatz  über die Alarmierung bis hin zu Versicherungsfragen) geklärt sind. Die Stadt stellte zudem gefüllte Notfallrucksäcke für die Einsatzkräfte bereit. Zwei Frühdefibrillatoren wurden im Zuge von Fahrzeugbeschaffungen von der Stadt erworben. Eine eigens gegründete Arbeitsgruppe legte Aus- und Weiterbildungsstandards fest.

Für die fehlenden fünf Defibrillatoren organisierte Frank Huber mit dem Förderverein der Töplitzer Feuerwehr eine Spendenaktion – mit dem Ziel, beim Geld sammeln auch gleich die Idee hinter der First-Responder-Einheit bekannt zu machen. Der Phöbener Feuerwehrverein schloss sich der Sammelaktion bald an, die Phöbener Feuerwehr engagierte sich ebenfalls bei der Aufbauarbeit.

Bürger, Unternehmen und der Rotary-Club spendeten teilweise erhebliche Beträge. „In wenigen Wochen kamen mehr als 9000 Euro zusammen“, so Frank Huber. Von dem Tempo sei man selbst etwas überrascht gewesen. Die erforderlichen „Defis“ konnten davon beschafft werden und es blieb etwas Geld für die Schulung übrig.

Seit 1. Juli ist Werders „First-Responder-Truppe“ nun im Einsatz. Stadtwehrführer Stephan Kranig berichtete bei einer Dankesrunde im Töplitzer Feuerwehrdepot für die Akteure und Förderer, dass sie in den ersten vier Monaten bereits 45 Mal gerufen wurde. Bei zirka 50 bis 60 Prozent dieser Einsätze war es den Feuerwehrleuten vor Ort gelungen, noch vor dem Rettungsdienst am Einsatzort zu sein.

„Wenn man diese Zahlen hört, dann wird klar, dass schon in wenigen Monaten durch dieses Engagement vermutlich mehrere Menschenleben in der Stadt gerettet werden konnten“, so Werders 1. Beigeordneter Christian Große anerkennend. „Dass Feuerwehrleute in Werder und den Ortsteilen ihre Einsatzbereitschaft nicht nur für den Brandschutz, sondern auch für die medizinische Nachbarschaftshilfe bereitstellen, berührt mich sehr.“

Hintergrund: Wie der Einsatz funktioniert

Werders First-Responder-Einheit wird von der Rettungs-Leitstelle im Fall von Bewusstlosigkeit von Patienten per Pieper zusätzlich zur zuständigen Rettungswache alarmiert. Sobald mindestens zwei Feuerwehrleute im Feuerwehrdepot eingetroffen sind, fahren sie mit Mannschaftstransportwagen und Ausrüstung zum Patienten. Sie führen lebenserhaltende Sofortmaßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch, bis die Profis vom hauptamtlichen Rettungsdienst vor Ort sind und übernehmen.

Jedes vierte Mitglied der First-Responder-Einheit in Werder ist bereits hauptberuflich im Rettungswesen oder als Krankenpfleger tätig und verfügt über das notwendige Know-how. Die anderen First-Responder-Kräfte werden zusätzlich geschult. Das Projekt wird fachlich begleitet durch die Notfallmedizinerin Dr. med. Evelyn Kussauer.

https://www.werder-havel.de/politik-rathaus/aktuelles/neuigkeiten/jugend-familie/4143-wertvolle-minuten-gewinnen.html

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