Werder (Havel), 28.04.2025 – Am 9. April fand die diesjährige Mitgliederversammlung des Freundeskreis Scala e.V. statt. Die vorherige Ausgabe Anfang 2024 ging deutlich ruhiger über die Bühne.
Woher der schon seit langem sich andeutende Klimawandel kam? Es war auch die Rechnung für die Vorstandsarbeit der dazwischenliegenden 13 Monate. Aller Fokus lag (notwendigerweise) auf dem Thema Bau. Fliehkräfte im Verein zusammenhalten? Nebensache, wenn überhaupt gewollt.
Allein die Wahl des Versammlungsortes war ein deutliches Zeichen, wie der Vorstand mit den tiefen, nicht nur in seiner Amtszeit entstandenen, Gräben umzugehen gedenkt. Obwohl das vereinseigene Kino freigehalten worden war, wurde der Kirchgemeindesaal in der Damaschkestraße gewählt.
Deutlicher kann ein Vorstand sein Unvermögen nicht zeigen, mit dem Betreiber seines Hauses auf einen Nenner kommen zu wollen. Jenem Betreiber, dessen Konzept das Kino erst aus dem Dornröschenschlaf erweckte, und mit dem er es seit neun Jahren von Jahr zu Jahr erfolgreicher wieder in der Kulturlandschaft etabliert.
Einer der letzten Anträge gegen 22 Uhr war denn auch: Wir brauchen mehr Vereinsversammlungen. Zuvor waren in den knapp dreieinhalb Stunden seit Beginn unter der Decke des Gemeindesaales vor allem drei Lager auszumachen: Vorstands-Anhänger, Betreiber-Versteher und diejenigen, die vom lauten Aneinanderreiben der beiden völlig überrumpelt waren. O-Ton: Wat jeht hier eijentlich jerade ab?
Das schöne an dem Abend: Trotz aller Querelen hat es der Freundeskreis Scala e.V. tatsächlich geschafft, sich einen neuen Vorstand zu wählen. Geradezu erschreckend jedoch, welch geringen Stellenwert die Arbeit des Betreibers im Verein genießt. Jährlich wachsende Besucherzahlen, zudem noch in Zeiten, da in anderen Städten Kinos sterben. Oelstrom jedoch wurde in mancher Wortmeldung angegangen, als ob er ein Bittsteller wär.
Woher diese Energie kam? Auch mir als Vereinsmitglied ein völliges Rätsel. War das Werder-Patriotismus? Neid auf das Erreichte? Persönliche Animositäten? Oder spielten eventuell sogar politische Lager eine Rolle?
In jedem Fall aber war zu spüren, dass viele im Verein durchaus stolz auf das Erreichte sind. Der Grund jedoch, wieder auf das Scala stolz sein zu können, ist vor allem das, was Oelstrom in den letzten Jahren aus dem Werderaner Kino gemacht hat.
Oelstrom hat gezeigt, was viele jetzt wieder so laut nach „unserem Werderaner Kino“ rufende Blütenstädter jahrelang bezweifelt haben: Dass die ehemaligen Fontane-Lichtspiele auch in heutiger Zeit funktionieren können. Damit ist er nicht nur ein Glücksfall für das Scala, sondern gebührt ihm auch aus dem eigenen Verein mehr Wertschätzung, Respekt und vor allem Unterstützung.
Kriegt der Freundeskreis das nicht hin, wird sich das in der Szene rumsprechen und auch jeder andere eventuell zukünftige und halbwegs seriöse Kulturunternehmer dreimal überlegen, ob man sich auf diesen Verein als Geschäftspartner und Vermieter einlassen will.
Noch aber haben wir Gösta Oelstrom und mit ihm ein funktionierendes Betreiberkonzept sowie ein für dieses Scala glühendes Team. Er bespielt das Haus, bezahlt davon die Leute und überweist obendrein noch eine üppige Miete. Eigentlich eine für den Verein traumhafte Konstellation.
Ohne ihn droht dem Scala jedoch erneut ein ähnliches Schicksal, wie für Friedrichshöhe, Rauenstein und Bismarckhöhe. Wie das ausgeht, liegt nicht nur am bisherigen offensichtlich Oelstrom-skeptischen Vorstand, sondern an jeder Stimme aus dem Verein. Übrigens auch, wenn es diese eine städtische ist.
Bis zur nächsten regulären Mitgliederversammlung ist jetzt ein knappes Jahr Zeit. Der neue Vorstand und seine Beisitzer sind gut beraten, sie zu nutzen, um wieder Ruhe in den Verein zu bringen. Keine Mäzenensuche oder Konzeptwolkenkukucksheime, sondern einfach wuchern mit jenem Schatz im eigenen Haus, mit dem das Scala in den letzten neun Jahren wieder Grund geworden ist, auch als Werderaner darauf stolz sein zu können.
Unter diesem Scala-Artikel, der Berichterstattung, fehlt der Transparenzhinweis: Der Verfasser oder Blogbetreiber ist der Vater der Angestellten des Betreibers Oelstrom, sogar Kandidierenden für den Scalavorstand.
Werter Herr Deppe,
dass es im Vereinsleben einer Kleinstadt durchaus zu Verknüpfungen auf Verwandtschaftsebene kommen soll, ist nichts Verwerfliches und gerade in Werder nichts Neues. Sippenhaft wäre, den einen dafür verantwortlich zu machen oder zu ächten, was der andere schreibt oder tut. Sippenhaft jedoch ist abgeschafft.
Ihre weitere Kritik an einem angeblich fehlenden Transparenzhinweis ist nicht nachvollziehbar, da mein Name im Impressum steht und der einzige Autor des Lokalblogs werderanderhavel.de ich bin. Wie ich bei mittlerweile knapp 1300 Beiträgen zu wem in irgendwelchen Beziehungsverhältnissen stecke, darüber bin ich nicht verpflichtet, Buch zu führen.
Ich sehe in Ihrem Kommentar eher den Ansatz, in diesem Beitrag irgendwie ein Haar in der Suppe finden zu wollen. Also: Vom eigentlichen Thema abzulenken. Unser gemeinsames Anliegen jedoch ist die weitere Entwicklung unseres schönes Werderaner Kinos.
Dafür jedoch braucht es statt Nebenschauplätzen vor allem konstruktives Miteinander. Vielleicht, lieber Herr Deppe, wäre es sinnvoller daran mitzuarbeiten, als irgendwie das Haar in der Suppe eines Ihnen scheinbar nicht ganz genehmen Beitrages finden zu wollen.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Reiher