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Wasserstraßenamt zur Fahrrinnenanpassung zwischen Ketzin und Brandenburg

Werder (Havel), 15.08.2023 – Am 9. Juli hat in Ketzin/Havel der 19. Havelbadetag stattgefunden. Die Wasserstraßenverwaltung hat dies zum Anlass genommen, um an „eines der nachhaltigsten Naturschutzgroßprojekte in Deutschland zu erinnern und über den Sachstand zur Fahrrinnenanpassung an der Havel zwischen Ketzin/Havel und Brandenburg an der Havel zu informieren“.

Lesen Sie dazu mehr in der Pressemitteilung vom 22. Juli 2023. Die Meldung ist gegliedert in zwei Teile. Im ersten Abschnitt geht es um das Vorhaben; Teil zwei beschreibt den Stand der Umsetzung. Bild: Havel bei Ketzin mit Fähre, Quelle: WNA Berlin, (Wasserstraßenverwaltung Bund, Wasserstraßen-Neubauamt)

Fahrrinnenanpassung an der Havel zwischen Ketzin/Havel und Brandenburg an der Havel (Teilprojekt VDE 17)

Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben Mittlere Havel

Mit dem Potenzial zur Bewältigung der Eingriffsregelung für den Ausbau der Mittleren Havel im Zuge des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit 17 (VDE 17), haben die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, die Naturschutzverwaltungen des Bundes und des Landes Brandenburg sowie die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg schon 1997 das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben Mittlere Havel initiiert.

Havel bei Ketzin mit Fähre am 30. September 2022. Quelle: WNA Berlin

Damit wurden erstmals in Deutschland die Grundlagen für die Gründung einer marktwirtschaftlich tätigen GmbH zur Bewirtschaftung von zertifizierten Flächenpools geschaffen und mit Gründung der Flächenagentur Brandenburg GmbH und der Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen für das VDE 17 auch erfolgreich pilotiert und etabliert. Dabei agiert die öffentlich-rechtliche Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg als insolvenzunfähige Eigentümerin der bewirtschafteten Poolflächen. 

Zudem wurde mit der Flächenpoolverordnung Brandenburg erstmals eine Rechtsgrundlage geschaffen, die es Vorhabensträgern ermöglicht ihre Kompensationsverpflichtungen mit befreiender Wirkung auf eine Flächenagentur zu übertragen. 

Inzwischen gibt es bundesweit fast 30 Flächenagenturen, die sich im Bundesverband der Flächenagenturen in Deutschland e. V. zusammengeschlossen haben. Insofern haben die Ausbauplanungen für die Mittlere Havel den Vertragsnaturschutz in Deutschland auch bundesweit nachhaltig verändert.

Eine vollständige Liste der Projektbeteiligten und die Vorträge einer Ministerbereisung vom 18.07.2006 zur Vorstellung der Ergebnisse des E+E-Vorhabens Mittlere Havel haben wir auf der Homepage des WNA Berlin eingestellt unter: Sonstige Vorhaben

Sachstand Fahrinnenanpassung an der Mittleren Havel zwischen Ketzin/Havel und Brandenburg an der Havel

Während die Kompensationsverpflichtungen für die zu erwartenden Eingriffe über das E+E-Vorhaben längst umgesetzt sind, zeichnet sich nun auch ein Abschluss für das noch laufende Genehmigungsverfahren für die Fahrrinnenanpassung an der Mittleren Havel ab.

Das Planfeststellungsverfahren befindet sich derzeit in der Phase des Herstellens des Einvernehmens in Fragen der Wasserwirtschaft und Landeskultur (§4 Bundeswasserstraßengesetz).

„Da das Ausbauvorhaben hinsichtlich der Eingriffe inzwischen soweit minimiert wurde, dass es baufachtechnisch eher den Charakter einer Unterhaltungsmaßnahme trägt, gehe ich davon aus, dass das Landesumwelt Brandenburg sein Einvernehmen nach §4 WaStrG kurzfristig erteilen wird und der Planfeststellungsbeschluss noch in diesem Jahr rechtskräftig werden wird.“

Rolf Dietrich, Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin

„Die aktuelle Ausbauplanung kann man mit einem ‚Zähne putzen‘ für die Havel umschreiben. Wir entfernen etwas Plaque an der Gewässersohle und beseitigen einige kariöse Stellen an den Ufereinfassungen, und das auch nur dort wo ein Zahnausfall nicht hingenommen werden kann“, so Dietrich weiter.

Das Bauvorhaben umfasst einen 22 Kilometer langen Streckenabschnitt in der Havel-Stauhaltung Brandenburg an der Havel, welcher durch zahlreiche Seen und seeartige Aufweitungen sowie zahlreiche im Zuge historischer Ausbauvorhaben errichtete Durchstiche gekennzeichnet ist.

Gegen den ursprünglich geplanten Vollausbau des Streckenabschnittes hatte es erhebliche Widerstände gegeben, so dass die Ausbauplanung mehrmals bedarfsgerecht und umweltverträglich überarbeitet wurde.

Die aktuelle Ausbauplanung verzichtet nun vollständig auf Uferrückverlegungen. In den Seenstrecken finden praktisch keine Baumaßnahmen mehr statt, als Sollwassertiefe dort wird eine Fahrrinnentiefe von 3,20 m angehalten. In den Durchstichen wurde die Sollfahrrinnentiefe auf 3,50 m festgelegt. Vorhandene Ufereinfassungen werden nur noch dort erneuert, wo ein Abflachen des Ufers infolge schiffsinduzierter Wellen und Strömungen aus Verkehrssicherheitsgründen nicht zugelassen werden kann.

Die Bemessungsfahrzeuge der Wasserstraßenklasse V werden dennoch mit Abmessungen von bis zu 185 Meter Länge, 11,45 Meter Breite und 2,80 Meter Abladetiefe verkehren können, müssen aber Einschränkungen in der Leichtigkeit des Schiffsverkehrs in Form von Begegnungs- und Geschwindigkeitseinschränkungen in Kauf nehmen.

Vorhabensbedingte Wasserstandsänderungen sind praktisch nicht mehr messbar. Für die Bauausführung wird es zahlreiche Bauzeitenbeschränkungen geben, z. B. zur Beachtung der Brut- und Rastzeiten für Vögel.

https://www.wna-berlin.wsv.de/Webs/WNA/WNA-Berlin/DE/SharedDocs/Pressemitteilungen/20230921_Fahrrinnenanpassung_havel_PM.html?nn=3026438

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Bus, Bahn, Rad und Carsharing: Entwurf Mobilitätsgesetz Brandenburg


Werder (Havel), 27.07.2023 –
Das Auto ist wie eine Droge: Es ist teuer, wir könnten auch ohne, es macht abhängig und aggressiv, gaukelt falsche Freiheiten vor, seine steigende Zahl macht gerade in Städten immer mehr Probleme und trotzdem kommen wir nicht von diesem Ding weg, das im Durchschnitt 23 Stunden am Tag nur rumsteht.

Das Problem ist nicht das Auto, sondern seine endlos wachsende Zahl

Eine Obergrenze ist nicht vorgesehen. Verbote würden den hinfort protestieren, der sie ausspricht. Einzige Alternative, um von der Vielnutzung der Droge Auto runterzukommen, scheint derzeit, andere Verkehrsmöglichkeiten zu fördern. Sprich: Bahn, Bus, Carsharing und Fahrrad derart anzugeilen, dass immer mehr Leute auf den Trichter kommen „Wenn ich damit gut unterwegs bin, warum sollte ich mir dann noch ein eigenes Auto halten?“.

Ein Mega-Prozess mit langsamem Fortschritt

Schritt eins war vor zehn Jahren die Liberalisierung der Fernbus-Gesetzes. Flixbus ging seitdem durch die Decke. Millionen von Fahrgästen, die für kleines Geld nicht mit dem eigenen Auto rumgeeiert sind. Ein kleines weiteres Stück war die gesetzliche Freigabe der E-Scooter für die „letzte Meile“ ab Bus, Tram oder Bahn. Ein regelrechter Meilenstein hingegen war die Einführung des Deutschlandtickets. Von der Nicht-Privatisierung des bundesdeutschen Tafelsilbers Bahn mal ganz abgesehen.

Gibt es nicht in Werder, bekäme aber scheinbar mit dem neuen Mobilitätsgesetz eine rechtliche Grundlage: Carsharing. Im Bild: Ein Auto des Leipziger Anbieters TeilAuto. Foto: Bernd Reiher

Ein steiniger Weg, der aber nicht nur vom Nutzerwillen abhängig ist, sondern bei dem auch einige Gesetzeshürden zu bewältigen sind. Beispiel: Carsharing für Brandenburg.

Ihn zu gehen und eventuelle Hemmnisse abzubauen, dafür hat das Land Brandenburg jetzt den Entwurf für ein neues Mobilitätsgesetz vorgelegt. Lesen Sie mehr in der Pressemitteilung des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung vom 11. Juli 2023.

Entwurf für Mobilitätsgesetz Brandenburg steht

Im Auftrag des Landtags und unter der Federführung des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung hat die Landesregierung gemeinsam mit der Volksinitiative „Verkehrswende Brandenburg jetzt!“ den Entwurf für ein Mobilitätsgesetz erarbeitet.

Das Gesetz soll die rechtlichen Grundlagen für eine klimaverträgliche und sozial gerechte Mobilität in allen Teilen Brandenburgs schaffen.

„Wir wollen, dass die Brandenburger*innen und künftig noch bequemer, sicherer, zuverlässiger, klimafreundlich und ohne Barrieren mobil sein können. Der vorgelegte Entwurf ist ein gutes Ergebnis, das wir mit der Volksinitiative in einem vertrauensvollen Prozess erarbeitet haben. Gerade mit Blick auf die Verkehrswende möchten wir über den Tellerrand schauen. Wir denken Mobilität in ihrer Gesamtheit. Der Gesetzentwurf berücksichtigt deshalb das Zusammenspiel aller Mobilitätsformen und die unterschiedlichen Bedürfnisse zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Brandenburg ist das bundesweit erste Flächenland, das das Thema Mobilität so bündelt und einen gesetzlich festgeschriebenen Fokus auf den ÖPNV sowie die Nahmobilität legt. Konkret soll jeweils ein flächendeckendes Netz aus Bus, Bahn und Radverkehrsverbindungen entstehen. Mit dem Mobilitätsgesetz Brandenburg haben wir jetzt die Chance, Innovationstreiber und Taktgeber im Übrigen auch über Brandenburg hinaus für die Verkehrswende und den Klimaschutz zu werden. Wir werden den Entwurf möglichst schnell im Rahmen eines Gesetzgebungsverfahrens, das wir heute gestartet haben, finalisieren.“

Guido Beermann, Verkehrsminister Land Brandenburg

Das Mobilitätsgesetz Brandenburg verankert erstmals die verkehrspolitischen Strategien des Landes in einem modernen, zukunftsgerichteten Gesetz. Um die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger auch unter Klimaschutzgesichtspunkten zu verbessern, orientiert sich der Entwurf unter Beachtung der Finanzierungsmöglichkeiten an den Zielen der Landesregierung: Klimaneutralität bis 2045 und die Erhöhung des Anteils des Umweltverbundes, bestehend aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr, bis 2030 auf 60 Prozent.

Außerdem ist vorgesehen, dem Umweltverbund Vorrang vor anderen Mobilitätsformen einzuräumen. Mehr attraktive Angebote sollen die Bürgerinnen und Bürger motivieren, auf klimafreundliche Verkehrsmittel umzusteigen. 

„Stellvertretend für die gut 28.000 Unterstützer*innen unserer Volksinitiative haben wir in den vergangenen anderthalb Jahren intensiv mit der Landesregierung verhandelt. Besonders wichtig ist uns, dass die Klimaneutralität des Verkehrssektors bis 2045, der Vorrang für den Umweltverbund beim Finanzmitteleinsatz sowie die Steigerung des Verkehrsanteils von Bahn und Bus, Fahrrad- und Fußverkehr auf mindestens 60 Prozent der Wege bis 2030 im Mobilitätsgesetz verankert werden. Wir erwarten von der Koalition, dass die uns gegebenen Zusagen eingehalten und der Gesetzentwurf schnellstmöglich in den Landtag eingebracht und dort beschlossen wird. Wie mit dem MIL und den Fraktionen von SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen verabredet, werden wir auch das weitere Verfahren begleiten und uns über den Fortgang abstimmen.“

Franziska Sperfeld, Landesvorsitzende Bund und Sprecherin der Volksinitiative „Verkehrswende Brandenburg jetzt!“

Um insbesondere die ländlichen Räume besser zu erschließen, soll im Rahmen der Umsetzung des Landesnahverkehrsplans ein Vorschlag für ein landesweites Netz von Bahn und Bus unter Beteiligung der kommunalen Aufgabenträger erarbeitet werden.

Bei der Planung des SPNV in Aufgabenträgerschaft des Landes erfolgt im Gesetzentwurf ein Paradigmenwechsel von der nachfrage- zur angebotsorientierten Planung. Das Land wirkt im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten darauf hin, die Stilllegung und Freistellung von Eisenbahninfrastruktur zu vermeiden und unterstützt unter Beachtung des Prinzips der Wirtschaftlichkeit die Reaktivierung von Schienenstrecken und Haltepunkten sowie den Wiederauf- und Neubau von Eisenbahnstrecken.

SPNV und kommunaler Busverkehr sollen bessere Takte nach einheitlichen Bedienstandards erhalten. Interessenvertretungen (z.B. von Menschen mit Behinderung) und Fachverbände sollen die Möglichkeit erhalten, stärker an der Nahverkehrsplanung von Land und Kommunen beteiligt zu werden.

Auch das im Koalitionsvertrag verankerte und bisher schon im Straßenbau praktizierte Prinzip „Erhalt vor Neubau“ soll gesetzlich festgeschrieben werden. Das Auto – in Zukunft klimaneutral betrieben – wird auch künftig im Flächenland Brandenburg eine wichtige Bedeutung für die Mobilität des Einzelnen haben, insbesondere dort, wo der Umweltverbund an praktische Grenzen stößt.

Wichtiger Bestandteil des Gesetzentwurfs ist zudem das Ziel „Vision Zero“, um die Anzahl der Verkehrsopfer kontinuierlich zu reduzieren. Insbesondere soll die Verkehrssicherheit für die so genannten „ungeschützten“ Verkehrsteilnehmenden im Rad- und Fußverkehr erhöht werden.

Hintergrund

Im Auftrag des Landtags startete die Landesregierung Ende 2021 einen Dialogprozess mit zahlreichen ehrenamtlichen Vertreterinnen und Vertretern der erfolgreichen Volksinitiative „Verkehrswende Brandenburg jetzt!“, in der 16 Verbände, Gewerkschaften und Initiativen organisiert sind.

Drei fachliche Arbeitsgruppen erarbeiteten unter der Leitung einer paritätisch besetzten Steuerungsrunde gemeinsam einen Entwurf für ein Brandenburgisches Mobilitätsgesetz.

Mit großem Engagement moderiert wurde die Steuerungsgruppe von der ehemaligen Geschäftsführerin des DLR Berlin, Prof. Dr. Barbara Lenz. In den Prozess einbezogen wurden auch die Regierungsfraktionen von SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen im Landtag.

Der Entwurf zum Mobilitätsgesetz Brandenburg besteht aus mehreren Abschnitten. Der erste Teil stellt die grundsätzlichen Ziele der Verkehrs- und Mobilitätswende dar. Weitere Teile widmen sich dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Neu sind die rechtlichen Regelungen zum Thema Nahmobilität aus Rad- und Fußverkehr.

Die bisher im ÖPNV-Gesetz enthaltenen rechtlichen Regelungen zur Finanzierung des ÖPNV werden nach der Integration des alten ÖPNV-Gesetzes im Mobilitätsgesetz neu in einem sogenannten ÖPNV-Finanzierungsgesetz geregelt.

Darüber hinaus sind Änderungen im Brandenburgischen Straßengesetz mit einer erstmaligen Regelung zu stationsbasiertem Carsharing sowie Regelungen zu Radschnellwegen und selbständigen Radwegen geplant.

Der Gesetzentwurf steht hier zum Download bereit: https://verkehrswende-brandenburg.de

Zur Pressemitteilung: https://mil.brandenburg.de/mil/de/presse/detail/~11-07-2023-pk-entwurf-mobilitaetsgesetz-vi-verkehrswende#

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Verfassungsschutz: Junge Alternative Brandenburg als rechtsextremistisch eingestuft

Werder (Havel), 24.07.2023 – Es ist einiges in Bewegung in der Bundesrepublik. Nicht wenige Mitmenschen sehen einen Ruck nach rechts. Bei mancher Errungenschaft der letzten Jahrzehnte bewegen wir uns sogar zurück.

Von ungefähr kommt das nicht. Auch agieren die Kräfte, die daran drehen, schon lange nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand. 

Wo dabei aber Grenzen überschritten werden, halten Bund und Länder ein ganzes Arsenal an Gegenmitteln bereit. Ob jemand Grenzen überschritten hat, das überhaupt erst einmal festzustellen ist zum Beispiel Aufgabe des Verfassungsschutzes. 

Als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft hat jetzt der Brandenburger Verfassungsschutz die Junge Alternative (JA) Brandenburg. Lesen Sie mehr zu den Hintergründen in der Pressemitteilung des Innenministeriums vom 12. Juli 2023.

Verfassungsschutz stuft AfD-Jugendorganisation als gesichert rechtsextremistische Bestrebung hoch

Der Verfassungsschutz des Landes Brandenburg hat die Junge Alternative Brandenburg (JA Brandenburg) als gesichert rechtsextremistische Bestrebung hochgestuft.

Das haben Innenminister Michael Stübgen und der Leiter des Verfassungsschutzes, Jörg Müller, heute in Potsdam mitgeteilt. 2019 war die JA Brandenburg als Verdachtsfall eingestuft worden.

„Die Positionen der AfD-Jugendorganisation sind eindeutig nicht mit unserem Grundgesetz vereinbar. Der Verfassungsschutz Brandenburg hat wiederholt Verstöße gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung festgestellt. Ihr extremistischer Aktivismus führt die Jugendorganisation der AfD auf die Straße. Als aktionistische, ideologische und logistische Straßentruppe ist die JA Brandenburg eine Gefahr für unsere Jugend, für unsere Demokratie, für unsere Freiheit sowie für unsere Sicherheit.“

Michael Stübgen, Innenminister Brandenburg

Müller: „Die Junge Alternative verletzt bewusst die zentralen Grundprinzipien der Menschenwürde, da sie systematisch, wiederkehrend und mit erkennbarer Schärfe Äußerungen eines ethnisch homogenen deutschen Staatsvolks und Abstammungsgemeinschaft propagiert. Damit vertritt die JA Brandenburg ein völkisches Gesellschaftskonzept, das auf biologistischen Grundannahmen beruht. Die JA Brandenburg mit ihrer Landesvorsitzenden Anna Leisten ist Vorreiter dieses verfassungsfeindlichen Gedankenguts, das klar im Widerspruch zu unserem Grundgesetz steht.“

Auch verbreite die JA Brandenburg gezielt Feindbilder und schüre Ressentiments in der Bevölkerung gegen vermeintlich „Fremde“, so der Verfassungsschutzchef weiter. Die JA Brandenburg spreche unter anderem Staatsangehörigen mit Migrationshintergrund ab, Deutsche zu sein und werte sie als „Deutsche zweiter Klasse“ ab. Damit bestehe die Gefahr, dass ihr fortgesetztes Anheizen von Ressentiments in Zukunft zu Gewalttaten gegen Menschen mit Migrationshintergrund führen könnte.

Zudem versucht die JA Brandenburg kontinuierlich die Institutionen und Vertreter des demokratischen Systems verächtlich zu machen, um das Vertrauen der Bevölkerung in dieses zu erschüttern. Mit gezielten Aktionen versucht die JA Brandenburg, ihre rechtsextremistischen Positionen gesellschaftlich anschlussfähig zu machen und um letztlich den politischen Diskurs zu verschieben.

Zusätzlich ist der Gruppierung eine Nähe zur Ideologie des Nationalsozialismus zu bescheinigen. Augenfällig ist da die wiederholte und scheinbar für die Mitglieder identitätsstiftende Nutzung des Symbols und Grußes der gewalttätigen „White Power Bewegung“. Zudem pflegen die Akteure ein enges Netzwerk zu zahlreichen weiteren erwiesen rechtsextremistischen Bestrebungen. „Diese gezielten Vernetzungen, die fortschreitende Radikalisierung der Sprache und der unnachgiebige stetige extremistische Aktivismus zeigen uns als Verfassungsschützer, dass es keinen demokratischen Kern mehr in der JA Brandenburg gibt“, so Müller abschließend.

https://mik.brandenburg.de/mik/de/start/service/presse/pressemitteilungen/detail-pm-und-meldungen/~12-07-2023-ja-brandenburg#

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Bewerben für: Initiative „Stadt der Zukunft“

Werder (Havel), 30.05.2023 – Städte und städtisch geprägte Gemeinden in Brandenburg können sich um die bis zu 100.000 Euro Fördermittel der Landesinitiative bewerben.

Für die zweite Runde sind kreative Ideen für neue Impulse unter anderem in Sachen Stadtentwicklung, Einbeziehung der Stadtgesellschaft sowie saubere innerörtliche Mobilität gesucht. Anmeldeschluss ist der 31. August. Lesen Sie mehr in der Pressemitteilung des Infrastrukturministeriums vom 17. Mai 2023.

Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“ – Start 2. Runde

Die Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“ wurde 2020 ins Leben gerufen, um die Brandenburger Städte fit für die Zukunft zu machen.

Nach dem erfolgreichen Abschluss des ersten Durchgangs mit insgesamt acht Modellvorhaben im letzten Jahr wird „Meine Stadt der Zukunft“ nun mit neuen Modellvorhaben fortgesetzt.

Bei der Auslobungsveranstaltung in Cottbus rief Infrastrukturminister Guido Beermann die Kommunen auf, sich zu bewerben. 

„Mit unserer 2020 gestarteten Landesinitiative haben wir einen neuen Weg eingeschlagen, um die Brandenburger Städte dabei zu unterstützen, sich mit wichtigen Zukunftsthemen auseinanderzusetzen. ‚Meine Stadt der Zukunft‘ investiert in Köpfe – es geht um Ideen, um konstruktive Zusammenarbeit, um Erfahrungsaustausch und vor allem um die Menschen, die in unseren Städten und Gemeinden leben. In der ersten Runde haben uns acht Modellvorhaben gezeigt, welche beispielgebenden Projekte für ganz Brandenburg daraus entstehen und wie eine zeitgemäße Stadtentwicklung aussehen kann. Auf diesem Erfolg wollen wir aufbauen und die Landesinitiative fortsetzen. Die Brandenburger Kommunen kann ich nur ermutigen, die Chance zu nutzen.“

Guido Beermann, Infrastrukturminister

Die Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“ basiert auf zwei Säulen: Zum einen unterstützt das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL) die ausgewählten Kommunen beratend und finanziell bei der Durchführung ihrer Modellvorhaben. Zum anderen entfaltet die Landesinitiative ihre Wirksamkeit über die Modellstädte hinaus. Mit einem kontinuierlichen Austausch zwischen den Städten wird Expertenwissen besser in der Breite und für alle zugänglich gemacht.

Für den zweiten Durchgang der Landesinitiative werden Modellvorhaben gesucht, die neue Ansätze der Stadtentwicklung unter aktiver Einbeziehung ihrer Stadtgesellschaft sowie ihrer Stadtpolitik erproben und Weichen für die Zukunft stellen wollen. Im Fokus stehen bau- und raumrelevante Zukunftsthemen wie der Klimawandel (z. B. Klimaschutz und Klimaanpassung, lokale Energie-/Wärmeplanung oder umweltgerechte innerörtliche Mobilität), die Digitalisierung (z. B. Smart Living, Smart Mobility, Smart Energy, Datenplattformen und digitale Planungsportale oder Sensorik) oder das Gemeinwohl (z. B. demografischer Wandel, lokale Netzwerke, Beförderung demokratischer Prozesse, gesellschaftlicher Zusammenhalt, soziale Stadtentwicklung oder soziale Infrastrukturen).

Für ihre Modellvorhaben erhalten die teilnehmenden Kommunen durch das MIL einen Zuschuss in Höhe von bis zu 100.000 Euro. Die Mittel sind zweckgebunden und können für die Beauftragung Dritter und für Sachkosten eingesetzt werden. Der kommunale Eigenanteil an der Gesamtfinanzierung beträgt 20 Prozent. Der Umsetzungszeitraum ist von Januar 2024 bis Oktober 2025 angedacht.

Bewerben können sich Städte und städtisch geprägte Gemeinden des Landes Brandenburg ab sofort bis zum 31. August 2023 mittels einer aussagekräftigen Projektskizze und eines Bewerbungsbogens. Auch gemeinsame Bewerbungen von Kommunen sind möglich. Die Auswahl der Modellvorhaben erfolgt durch eine unabhängige Fach-Jury. Das Ergebnis der Auswahl wird im September 2023 bekanntgegeben.

Weitere Informationen zur Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“ und zum Bewerbungsverfahren finden Sie unter:

https://msdz.brandenburg.de/msdz/de/landesinitiative/fortsetzung/

Zur Pressemitteilung

https://mil.brandenburg.de/mil/de/presse/detail/~17-05-2023-meine-stadt-der-zukunft-start-2-runde#

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Land Brandenburg: Radverkehrsstrategie 2030

Werder (Havel), 05.05.2023 – Die Landesregierung hat sich beim Thema Radverkehr viel vorgenommen. 20 Prozent Fahrradanteil sind das Ziel. Bausteine dafür sind Radschnellwege, ein lückenloses Radwegenetz, Sicherheit, bessere Zusammenarbeit mit den Kommunen und die Kombi von Bahn und Rad. Lesen Sie mehr in der Pressemitteilung des Landesministeriums für Infrastruktur und Landesplanung vom 2. Mai 2023.

Auf dem Weg zum Fahrradland Brandenburg – Kabinett verabschiedet Radverkehrsstrategie

Die Weichen für noch mehr Fahrradfreundlichkeit im Land sind gestellt: Das Kabinett hat heute die von Verkehrsminister Guido Beermann vorgeschlagene neue Radverkehrsstrategie 2030 beschlossen. Ein Kernpunkt ist ein durchgehendes „Radnetz Brandenburg“. Das Angebot zur kombinierten Nutzung von Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln soll weiter verbessert werden.

„Wir machen Brandenburg zum Fahrradland. Denn Radfahren ist nicht nur gesund, sondern auch klimafreundlich und trägt zur Mobilitätswende bei. Deshalb wollen wir den Radverkehr in den kommenden Jahren weiter stärken. Unsere neue Radverkehrsstrategie 2030 zeigt in verschiedensten Handlungsfeldern auf, wie das gelingen kann. Unser Ziel ist, den Anteil des Radverkehrs deutlich auf 20 Prozent und die Verkehrssicherheit für Radfahrende zu erhöhen. Herzstück der Strategie ist das ‚Radnetz Brandenburg‘. Damit wollen wir durchgängige und komfortable Verbindungen in unserem Land und darüber hinaus schaffen. In allen Handlungsfeldern setzen wir auf eine enge Zusammenarbeit mit den Kommunen und den vielen weiteren Radverkehrsakteuren. Um den Radverkehr in Brandenburg voranzubringen, haben wir auch den notwendigen finanziellen Unterbau geschaffen: Standen im Landhaushalt im Jahr 2022 noch rund 38 Millionen Euro dafür zur Verfügung, sind es im Jahr 2023 und 2024 rund 44 bzw. 45 Millionen.“

Guido Beermann, Verkehrsminister Land Brandenburg

Der Radverkehr bietet Lösungen für die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen durch den Klimawandel. Radfahren verursacht kaum Emissionen und kann einen großen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten. Es bietet vielen Menschen eine eigenständige und kostengünstige Mobilität und erweitert deren Aktionsradius. Gerade in den ländlichen Regionen ist das ein wichtiges Element der Daseinsvorsorge. Der geringe Platzbedarf des Radverkehrs entlastet insbesondere die urbanen Räume und sorgt für lebenswertere Städte. Als aktive Fortbewegungsart ist Radfahren außerdem gesundheitsfördernd.

Die Voraussetzungen, Brandenburg weiter zum Fahrradland auszubauen, sind gut: Eine weitgehend flache Topografie, kompakte Siedlungsstrukturen in den urban geprägten Räumen sowie ein bereits gut aufgestellter Radtourismus bilden eine solide Basis wie die starken Achsen im öffentlichen Personennahverkehr, die die Kombination von Rad, Bahn und Bus vor allem in den ländlichen Regionen begünstigen.

Damit die Potenziale des Radverkehrs voll ausgeschöpft werden können, soll dieser im Zuge der strategischen Neuausrichtung umfassender als bisher gedacht werden. Die neue Radverkehrsstrategie bildet dafür die konzeptionelle Grundlage zur Weiterentwicklung und Stärkung des Radverkehrs bis zum Jahr 2030. Sie leistet einen zentralen Beitrag zur Umsetzung des ambitionierten Ziels der Landesregierung, den Anteil der Wege, die mit den Verkehrsmitteln des Umweltverbundes – also dem öffentlichen Personennahverkehr, zu Fuß oder mit dem Fahrrad – zurückgelegt werden, von 40 auf 60 Prozent im Jahr 2030 zu steigern. 

Die Radverkehrsstrategie zielt auf eine Weiterentwicklung des Radverkehrs als Gemeinschaftsaufgabe des Landes, der Landkreise, Kommunen sowie aller beteiligten Akteure. Die Erarbeitung erfolgte in einem umfangreichen Beteiligungs- und Dialogverfahren.

Die Radverkehrsstrategie 2030 ist gegliedert in sieben Handlungsfelder

Im Handlungsfeld „Strukturen schaffen für den Radverkehr“ geht es um den rechtlichen Rahmen für den Radverkehr. So sollen Radschnellverbindungen des Landes in das Brandenburgische Straßengesetz aufgenommen und in Baulast des Landes umgesetzt werden. Für die Umsetzung von Radverkehrsmaßnahmen im Land Brandenburg stehen Landes- als auch Bundes- und EU-Mittel sowie Mittel der Kommunen zur Verfügung. Dabei werden in Orientierung an den Nationalen Radverkehrsplan mindestens 30 Euro pro Person im Jahr angestrebt. Ansprechpartner in den Verwaltungen und regelmäßige Austauschformate ermöglichen effiziente Strukturen. Zentrale Akteure wie die Arbeitsgemeinschaft „Fahrradfreundliche Kommunen Brandenburg“ und die Vernetzungsstelle „Bike+Ride“ beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) sollen weiter unterstützt werden. Das Thema umweltfreundliche Mobilität soll bei der Raumordnung und auf Ebene der Kommunen der Radverkehr in der kommunalen Stadtentwicklungsplanung berücksichtigt werden.

Im Handlungsfeld „Lückenlos unterwegs“ im Land Brandenburg ist die Schaffung eines „Radnetz Brandenburg“ ein wichtiger Schwerpunkt. Alltags- und touristische Radverkehrsinfrastruktur werden gemeinsam aufeinander abgestimmt entwickelt, entsprechende Synergien werden genutzt. Dazu gehören sowohl die Knotenpunkte mit anderen Straßen, Wegen und Schienen als auch ausreichend sichere Fahrradabstellmöglichkeiten.

Im Handlungsfeld „Sicher unterwegs“ werden die Verkehrssicherheit von Radfahrenden bei Planungen und baulichen Vorhaben besonders berücksichtigt. Das Leitbild „Vision Zero“ wird konsequent verfolgt z. B. durch Informationskampagnen für ein sicheres Miteinander.

Ein weiteres Handlungsfeld ist „Vernetzt unterwegs mit Fahrrad und öffentlichem Verkehr “. Durch den Bau von Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen und Haltestellen sollen verbesserte Möglichkeiten zur Fahrradmitnahme in Bus und Bahn und durch eine Verknüpfung der Verkehrsmittel an Mobilitätsstationen weitere Impulse zur Stärkung des Radverkehrs geschaffen werden. Die Vernetzungsstelle „Bike+Ride“ beim VBB berät die Kommunen, koordiniert in Abstimmung mit dem Land den strategischen Ausbauprozess und priorisiert die Vorhaben entsprechend ihrer verkehrlichen Bedeutung. Die Fahrradmitnahmeim Schienenpersonennahverkehr soll bei der Ausschreibung neuer Verkehrsverträge weiterhin berücksichtigt werden. Bahnhöfe und wichtige kommunale Haltestellen werden in das „Radnetz Brandenburg“ integriert.

Im Handlungsfeld „Radverkehr schafft Mehrwert “ geht es um einen florierenden Radtourismus und eine starke Fahrradwirtschaft sowie geeignete Bedingungen für eine vermehrte gewerbliche Fahrradnutzung. Radreisende sollen eine gut ausgebaute Infrastruktur mit flächendeckender Wegweisung und radtouristischen Angeboten vorfinden. In Städten sollen Lastenräder und Fahrräder mit Anhängern eine große Verbreitung finden. Das Land führt deshalb seine attraktive Förderung fort. Es unterstützt so unter anderem den Aufbau von Flottenlösungen und den Einsatz von Lastenrädern im Liefer- und Wirtschaftsverkehr in ländlichen Regionen.

Im Handlungsfeld „Radfahren im Land Brandenburg begeistert alle“ werden durch zielgerichtete Kommunikation und der so genannten Mobilitätsbildung alle Altersgruppen angesprochen. Das Land wird gemeinsam mit den Kommunen und weiteren Aktiven eine übergeordnete Kommunikations- und Informationsstrategie entwickeln, um eine lebendige Fahrradkultur zu schaffen. Eine koordinierte Öffentlichkeitsarbeit verankert das Radfahren als attraktive, gesunde, kostengünstige und umweltfreundliche Fortbewegungsart in der Bevölkerung. Sie beinhaltet die Themen Verkehrssicherheit, Elektromobilität, Gesundheitsförderung und Tourismus.

Im Handlungsfeld „Radverkehr im Land Brandenburg ist ‚up to date‘“ geht es um eine Digitalisierung der Datenbasis sowie das Angebot digitaler Dienste, gut ausgebildete Fachkräfte in der Verwaltung, in Planungsbüros und in der Fahrradwirtschaft sowie eine vernetzt aufgestellte Forschung zum Thema Fahrrad. Das Land initiiert die Errichtung einer zentralen Datenplattform, in der baulastträgerübergreifende Daten zur Radverkehrsinfrastruktur bereitgestellt werden. Die Hochschulen des Landes – darunter die Stiftungsprofessur Radverkehr der Technischen Hochschule Wildau – leisten bereits heute mit ihren Forschungsvorhaben und Lehraktivitäten einen Beitrag zur innovativen Weiterentwicklung des Radverkehrs in Brandenburg. Auch die Kommunen beteiligen sich vereinzelt an Modellvorhaben und gewährleisten so, dass praxisorientierte Ergebnisse erzielt werden. Im Rahmen der Umsetzung der Radverkehrsstrategie werden die Aktivitäten für eine innovative Weiterwicklung des Radverkehrs verstärkt und koordiniert.

Zudem beinhaltet die Radverkehrsstrategie zwei Fokusthemen

Beim Fokusthema „Radfahren auf dem Land und in der Stadt“ geht es um die unterschiedlichen Bedingungen für den Radverkehr und Bedürfnisse der Radfahrenden in urbanen und ländlichen Räumen.

Der Fokus „Radfahren mit Rückenwind im Land Brandenburg“ beschäftigt sich mit den Herausforderungen und Potenzialen durch Elektrifizierung von Fahrrädern.

Stärkung der Radinfrastruktur

Unabhängig von der Neuausrichtung der Radverkehrsstrategie wird bereits seit Jahren durch die Instandhaltung und den Neubau von Radwegen kontinuierlich die Radinfrastruktur verbessert.

Im Bauprogramm 2023 des Landes sind 35 Radwegeprojekte vorgesehen, davon 19 an Bundesstraßen und 16 an den Landesstraßen. Beim Neubau von Außerortsradwegen an Bundes- und Landesstraßen spielen vor allem die Verbesserung der Verkehrssicherheit, die Schulwegsicherung, Lückenschlüsse zu touristischen Radfernrouten oder die Verbesserung der Stadt-Umland-Beziehung eine Rolle. Schwerpunkte sind auch die Sanierung und Erhaltung vorhandenen Radinfrastruktur.

Die bereits laufenden Prozesse werden zunächst fortgeführt, berücksichtigen aber auch die Grundsätze der neuen Strategie und gehen dann in den neu geschaffenen Prozessen auf.

Die Radverkehrsstrategie 2030 finden Sie unten in den weiteren Informationen. Die einzelnen Handlungsfelder sind mit einem ausführlichen Maßnahmenkatalog hinterlegt. Dieser ist in der Strategie ab S. 64 zu finden.

Weitere Informationen

https://mil.brandenburg.de/mil/de/presse/detail/~02-05-2023-radverkehrsstrategie#

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Rechts, links, russische Spionage: Verfassungsschutzbericht Brandenburg

Werder (Havel), 23.04.2023 – In Potsdam ist der Verfassungsschutzbericht Brandenburg 2022 vorgestellt worden. Stichworte sind rechtsextrem, linksextrem, die AfD, PKK und Russland. Lesen Sie mehr in der Pressemitteilung des Brandenburger Innenministeriums vom 19. April 2023.

Innenminister Stübgen: Rechtsextremismus weiter größte Gefahr für Brandenburg

Zahl der Linksextremisten deutlich rückläufig/ Verfassungsschutz warnt vor verstärkten russischen Spionagetätigkeiten in Brandenburg 

Der Rechtsextremismus bleibt der mit Abstand größte Phänomenbereich in Brandenburg. Das geht aus dem Verfassungsschutzbericht 2022 hervor, den Innenminister Michael Stübgen und der Leiter der Abteilung Verfassungsschutz, Jörg Müller, heute in Potsdam vorgestellt haben.

Das Personenpotenzial ist auf 2.855 (+25) gestiegen. Dagegen ist ein deutlicher Rückgang bei Linksextremisten auf 530 (-100) Szeneangehörige festzustellen. Im Jahr 2022 wurden erneut 210 (+/-0) Islamische Extremisten gezählt, die Gesamtzahl Auslandsbezogener Extremisten sank im Jahr 2022 auf 80 (-15).

„Von Rechtsextremisten geht weiterhin die größte Gefahr für unsere Demokratie aus. Hierbei bildet der rechtsextremistische Verdachtsfall ‚Alternative für Deutschland‘ (AfD) zusammen mit dem rechtsextremistischen Magazin COMPACT und dem rechtsextremistischen Verein ‚Zukunft Heimat‘ eine verfassungsfeindliche, politisch-mediale Formation. Enge Kontakte werden zu weiteren extremistischen Strukturen unterhalten. Das Ziel ist die Entgrenzung des Rechtsextremismus. So soll die Gesellschaft ideologisch durchdrungen und fundamental umgestaltet werden. Das Herzstück dieses Netzwerkes ist schon aufgrund ihrer Größe die AfD. Und das, was von dort ausgeht, befeuert zugleich die sich radikalisierende Szene der ‚Reichsbürger und Selbstverwalter‘ sowie die der Delegitimierer. Ich sehe mit großer Sorge, dass dadurch wachsende Teile unserer Gesellschaft in einer Art Hasszustand wegzukippen drohen. Das stellt nicht nur unsere Sicherheitsbehörden vor große Herausforderungen. Das fordert auch die Funktionsfähigkeit unser politischen Kultur heraus.“

Michael Stübgen, Innenminister Brandenburg

Die Entwicklungen im Überblick

Unter Berücksichtigung des Verdachtsfalls „Alternative für Deutschland“ (AfD) ist das Personenpotenzial im Phänomenbereich Rechtsextremismus auf 2.855 (+25) gestiegen. Davon gelten 1.260 (+15) als gewaltorientiert. Entsprechende Gewaltstraftaten sind jedoch auf 90 (-18) gefallen.

Unter Berücksichtigung des Verdachtsfalls AfD kommen rechtsextremistische Parteien auf insgesamt 1.080 (+35) Mitglieder: AfD[1]: 820 (+30); „Nationaldemokratische Partei Deutschlands“ (NPD): 200 (-10) und DER DRITTE WEG: 60 (+15). 375 (-20) Rechtsextremisten sind parteiunabhängig in 14 (+/-0) Strukturen organisiert: eine „Kameradschaft“, einmal „Freie Kräfte“, acht „Bruderschaften“, der Verein „Zukunft Heimat“, zwei „Kampfsportgruppen“ und die „COMPACT-Magazin GmbH“.

Das „weitgehend unstrukturierte rechtsextremistische Personenpotenzial“ umfasst insgesamt 1.620 Personen (+20). Die Zahl rechtsextremistischer Bands liegt bei 25 (+1), die der Liedermacher bei 14 (-5). Erneut wurden 16 (+/-0) Tonträger veröffentlicht.

Nach Angaben des Leiters des brandenburgischen Verfassungsschutzes, Jörg Müller, hatte der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine gerade die Akteure der verfassungsfeindlichen politisch-medialen Formation „regelrecht elektrisiert“: „Nicht, weil sie mit den Ukrainern mitfühlen. Vielmehr hofften sie darauf, dass der Krieg zu ökonomischen Verwerfungen in Deutschland führt. Diese wollten sie dann politisch anfachen. Sie träumten davon, Deutschland einen heißen Herbst und einen heißen Winter aufzuzwingen. Der Verfassungsschutz Brandenburg hatte vor solchen Mobilisierungsversuchen früh gewarnt. Das Ergebnis ist für die Szene ernüchternd. Es blieb bei zahlreichen, teilweise krampfhaften Versuchen. Die großen Widerstandsträume der Verfassungsfeinde platzten wie Seifenblasen.“

Laut Verfassungsschutzbericht liegen „Reichsbürger und Selbstverwalter“ unverändert bei 650 (+/-0) Personen.

Dagegen ist ein deutlicher Rückgang bei Linksextremisten auf 530 (-100) Szeneangehörige festzustellen. Gleichwohl kommt der gewaltrechtfertigende und -unterstützende Verein „Rote Hilfe“ nach wie vor auf 360 (+/-0) Mitglieder. Müller: „Die unterstützen Gewalttäter. Auch solche, die unsere Polizisten angreifen. Für tatsächliche Demokraten verbietet sich da eine Mitgliedschaft.“ Die Zahl gewaltorientierter Autonomer ist auf 200 (-40) gefallen. Sie sind in sieben (-7) Strukturen organisiert. Gewaltstraftaten sind auf 29 (+11) gestiegen. Die „Deutsche Kommunistische Partei“ (DKP) und die „Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands“ (MLPD) kommen zusammen auf nur noch etwa 35 Mitglieder (- 10) und sind nicht mehr handlungsfähig.

Im Jahr 2022 wurden erneut 210 (+/-0) Islamische Extremisten gezählt. Das salafistische Personenpotenzial beträgt ebenso unverändert 160 (+/-0). Salafismus bildet den geistigen Nährboden für den Jihadismus und sich schnell radikalisierende Einzeltäter. Darunter befinden sich weiterhin 80 Personen (+/-0) mit Bezügen zur „Islamistischen Nordkaukasischen Szene“. Diese sind besonders relevant, da sich Gruppierungen im Kaukasus teilweise dem terroristischen „Islamischen Staat“ (IS) unterstellt hatten. Brandenburg steht vor der Herausforderung, Einflussnahmeversuche von Islamisten auf die muslimische Infrastruktur im Land abzuwehren. Aktuell geht die Gefahr nicht nur von Salafisten, sondern vor allem von Legalisten aus den Kreisen der Muslimbruderschaft und der extremistischen Missionierungsbewegung „Tablighi Jama’at“ aus.

Das größte Personenpotenzial im Auslandsbezogenen Extremismus weist die bundesweit mit einem Betätigungsverbot belegte „Arbeiterpartei Kurdistans“ (PKK) auf. Im Jahr 2022 wurden ihr jedoch nur noch 60 (-20) Personen zugerechnet. Die Gesamtzahl Auslandsbezogener Extremisten sank im Jahr 2022 ebenfalls auf 80 (-15).

Der Verfassungsschutz wirkte an 7.800 (+1.416) Zuverlässigkeitsüberprüfungen mit und führte 293 (-74) Sicherheitsüberprüfungen durch. Im Bereich Verfassungsschutz durch Aufklärungkonnten die Vorträge trotz der pandemischen Beschränkungen wieder auf 80 (+43) erhöht werden. Die Teilnehmerzahl ist dabei auf rund 2.400 (+730) gestiegen.

Auch zur Spionage äußerte sich der Leiter des Verfassungsschutzes: „Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist tatsächlich eine Zeitenwende. Der Großteil der westlichen Welt unterstützt die Ukraine mit Waffen. Natürlich setzen die russischen Dienste jetzt erst Recht alles daran, mit Spionage gegen Einrichtungen und Personen an sensible Informationen zu gelangen. Der Bundeskanzler und zwei Bundesministerinnen kommen aus Brandenburg. Sie haben hier ihre parteipolitisch-strukturellen Verankerungen. Brandenburg nimmt damit im bundesweiten Vergleich eine Sonderrolle ein. Das gilt insbesondere für den Raum Potsdam, wo sich ebenfalls sowohl das Präsidium der Bundespolizei als auch das Einsatzführungskommando der Bundeswehr befinden. Wir müssen uns darauf einstellen, Angriffsziel zu sein.“

[1] Durch die Nicht-Ausweisung aller Mitglieder der AfD Brandenburg wird dem Sachverhalt Rechnung getragen, dass es sich bei ihr um einen Verdachtsfall für extremistische Bestrebungen handelt. Eigenen Angaben zufolge hatte der Landesverband zum Jahresende 2021 insgesamt 1.404 Mitglieder.

https://mik.brandenburg.de/mik/de/start/service/presse/pressemitteilungen/detail-pm-und-meldungen/~19-04-2023-innenminister-stuebgen-rechtsextremismus-weiter-groesste-gefahr-fuer-brandenburg#

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Bis 3. Juli: Innovationspreis Brandenburg

Werder (Havel), 22.03.2023 – Neue Produkte, Dienstleistungen und Ideen vorzustellen, dafür ist der Innovationspreis eine ideale Plattform. Nebenbei gibts für die prämierten Teilnehmenden noch 75.000 Euro für ihre Neuerung zu verplanen. Lesen Sie mehr zum Innovationspreis in der Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums vom 17. April 2023.

Wettbewerbsstart für Innovationspreis Berlin Brandenburg 

Erneut werden innovative Leistungen ausgezeichnet

Berlin / Potsdam, 17. April 2023. Ab sofort können sich Unternehmen aus Berlin und Brandenburg für den Innovationspreis Berlin Brandenburg 2023 bewerben. Ziel des Wettbewerbs, der in diesem Jahr zum 40. Mal stattfindet, ist es, Innovationen aus den Clustern Gesundheitswirtschaft, Energietechnik, IKT, Medien und Kreativwirtschaft, Optik und Photonik sowie Verkehr, Mobilität und Logistik zu fördern und für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Teilnehmende erwarten Preisgelder von insgesamt 75.000 Euro.

Innovative Unternehmen haben bis zum 3. Juli die Gelegenheit, ihre Produkte, Konzepte und Dienstleistungen allein oder in Kooperation mit Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen einzureichen. Auch B2B-Partnerschaften (darunter Start-ups, Digital- und Kreativwirtschaft, Handwerksbetriebe, Industrieunternehmen) können teilnehmen. Die entscheidende Voraussetzung ist ein Firmensitz in Berlin oder Brandenburg.

Stephan Schwarz, Senator für Wirtschaft, Energie und Betriebe in Berlin: „Die Metropolregion Berlin Brandenburg ist weiter dynamisch auf dem Wachstumspfad – das verdankt sie auch innovativen Ideen und Erfindungsgeist. Der Wettbewerb um den Innovationspreis Berlin Brandenburg gibt Ihnen die Chance, Ihre kluge Idee öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Seien Sie dabei und bereichern Sie unseren Wirtschaftsstandort mit Ihren innovativen Konzepten für die Zukunft!“ 

Auch Jörg SteinbachBrandenburgs Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie, ruft zur Bewerbung auf: „Die Wirtschaft der Hauptstadtregion steckt voller kreativer Köpfe. Wenn aus Ideen tragfähige Innovationen werden, die Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft geben, dann sind genau diese Innovationen gefragt beim Wettbewerb um den gemeinsamen Innovationspreis der Länder Berlin und Brandenburg. Der Wettbewerb ist eine Erfolgsgeschichte und ideal, um neue Produkte, Dienstleistungen oder auch ein spannendes Geschäftsmodell einem großen Publikum vorzustellen. Zusätzlich gibt es ein ordentliches Preisgeld zu gewinnen. Wer auch Teil dieser Erfolgsgeschichte werden möchte, sollte sich jetzt unter www.innovationspreis.de bewerben.“

Nach Wettbewerbsschluss entscheidet eine unabhängige Jury, bestehend aus Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, über die bis zu fünf Preisträgerinnen und Preisträger. Die Preisverleihung findet am 24. November 2023 im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung statt.

Über den Innovationspreis Berlin Brandenburg

Mit dem gemeinsamen Innovationspreis würdigen die Länder Berlin und Brandenburg jährlich innovative und herausragende unternehmerische Leistungen. Seit der erstmaligen Auszeichnung im Jahr 1984 in Berlin gab es mehr als 175 Preisträgerinnen und Preisträger und über 4.450 Bewerbungen.

Der Innovationspreis ist verknüpft mit der Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB 2025). Beide Länder loben den Preis gemeinsam mit dem Ziel aus, Innovationen aus deren Clustern sichtbar zu machen und gleichzeitig die Innovationsfähigkeit und Wirtschaftskraft der Hauptstadtregion abzubilden.


Termine im Überblick

17. April – Wettbewerbsstart (9.00 Uhr)
3. Juli – Wettbewerbsende (12.00 Uhr)
4. Oktober – Bekanntgabe & Pitches der Nominierten 
24. November – Preisverleihung mit Bekanntgabe der Preisträgerinnen und Preisträger

https://mwae.brandenburg.de/sixcms/detail.php?id=1071260

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Statistikamt: Rekord beim Holzeinschlag 2022 in Brandenburg

Werder (Havel), 19.04.2023 – Größte Menge an eingeschlagenem Holz seit 2007. Rund 40 Prozent der Bäume verschwanden aufgrund Schäden durch Trockenheit und Sturm. Lesen Sie mehr in der Pressemitteilung des Berlin-brandenburgischen Statistikamtes vom 14. April 2023.

Holzeinschlag in Brandenburgs Wäldern 2022 auf Rekordniveau

In Brandenburgs Wäldern wurden 5,2 Millionen Kubikmeter Holz (ohne Rinde) eingeschlagen. Gegenüber 2021 vergrößerte sich der Einschlag um 41 Prozent bzw. 1,5 Millionen Kubikmeter und ist damit die größte Menge an eingeschlagenem Holz seit 2007.

Wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mitteilt, stammen 93 Prozent des 2022 eingeschlagenen Holzes aus Nadelholzbeständen. Dieser sehr hohe Nadelholzanteil ist vor allem auf die Baumartenverteilung im Land Brandenburg zurückzuführen. Außerdem benötigt Laubholz deutlich länger zur Holzreife.

Sehr hoher Nadelholzanteil

Es wurden 4,3 Millionen Kubikmeter Kiefer und Lärche sowie 580 400 Kubikmeter Fichte, Tanne und Douglasie eingeschlagen. Der Nadelholzeinschlag lag um 1,5 Millionen Kubikmeter bzw. 45 Prozent über dem von 2021.

Weniger bedeutend ist mit einem Anteil von 7 Prozent bzw. 372 500 Kubikmetern der Einschlag bei den Laubgehölzen (2021: 371 800 Kubikmeter). Der Anteil der Eiche/Roteiche betrug hier 32 Prozent. Zu den anderen Laubgehölzen zählte vor allem die Buche.

92 Prozent als Industrie- und Stammholz

Rund 2,4 Millionen Kubikmeter wurden jeweils als Industrie- bzw. Stammholz – das sind 46 Prozent von jeder Holzsorte – und 341 800 Kubikmeter als Energieholz genutzt.

69 Prozent des Holzeinschlages im Privatwald

3,6 Millionen Kubikmeter bzw. 69 Prozent des 2022 eingeschlagenen Holzes entfielen auf den Privatwald. Der Anteil aus kommunalen Wäldern betrug mit 350 500 Kubikmeter 7 Prozent am gesamten Holzeinschlag in Brandenburg. Weitere 1,0 Millionen Kubikmeter wurden in Landeswäldern und 238 500 Kubikmeter in Bundeswäldern eingeschlagen.

39 Prozent durch Schäden verursachter Holzeinschlag

Der Schadholzeinschlag betrug im vergangenen Jahr 2,0 Millionen Kubikmeter und hat sich im Vergleich zu 2021 mehr als verdoppelt. Ursachen hierfür sind Wind und Sturm (66 Prozent), Schädigungen durch Insekten (18 Prozent) sowie eine zunehmende Trockenheit (10 Prozent).

https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/079-2023

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Polizei: Kriminalitätsstatistik Brandenburg 2022

Werder (Havel), 03.04.2023 – Die polizeiliche Kriminalitätsstatistik Brandenburg für 2022 ist da. 15 Prozent Anstieg bei der häuslichen Gewalt, 30 Prozent Zuwachs bei Angriffen auf Polizist*innen und (Überraschung) 26Prozent weniger Beförderungserschleichungen. Lesen Sie mehr in der polizeilichen Pressemitteilung vom 3. April 2023.

Kriminalitätsentwicklung für das Jahr 2022

Entwicklung Richtung Vor-Corona-Niveau/Einsatzzahlen und Straftaten steigen im gleichen Verhältnis

Die Polizeidirektion West musste im Bereich der registrierten Straftaten gemäß der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) im Jahr 2022 einen Anstieg zum Vorjahr verzeichnen.

Grundsätzlich sollte beim Vergleich des Kriminalitätsgeschehens hier der mögliche äußere Einfluss der Beschränkungen, welche im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie vorherrschten, berücksichtigt werden.

Große Zeiträume des Jahres 2022 unterlagen weitestgehend keinen Beschränkungen mehr, weshalb das öffentliche Leben wieder aufblühte, Veranstaltungen und Feierlichkeiten stattfinden konnten.

Dies hat somit zweifelsfrei eine nicht zu beeinflussende Auswirkung auf die Einsatzzahlen und das Kriminalitätsgeschehen. Doch trotz eines Anstieges in Richtung Vor-Corona-Niveau liegen die Zahlen weiterhin deutlich unter denen des letzten „einschränkungsfreien“ Jahres (2022: 49.276; 2019: 55.821).

Das Einsatzaufkommen stieg im Vergleich zu 2021 um etwa 3.500 Einsätze an. 2022 verzeichnete die Polizeidirektion West in den Polizeiinspektionen Potsdam, Brandenburg, Havelland und Teltow-Fläming sowie der Verkehrspolizei (Bundesautobahnen) und der Wasserschutzpolizei insgesamt mehr als 108.000 Einsätze. Dies entspricht einem Plus von 3,4 % Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Hierunter fallen sämtliche polizeilichen Einsatzlagen und Unterstützungsdienste für andere Behörden (Gesundheitsamt, Staatsanwaltschaft, Polizei anderer Länder, Veterinäramt etc.). Das Einsatzspektrum erstreckt sich dabei vom Einbruchsdiebstahl, über die Verkehrsunfallaufnahme bis hin zu Gewaltverbrechen.

„Die Kriminalitätslage 2022 war wie in den vorhergehenden Jahren maßgeblich von der Corona-Pandemie und den Schutzmaßnahmen geprägt. In den ersten Monaten des Jahres ging die Vielzahl von Demonstrationen in diesem Zusammenhang mit einer explosionsartigen Entwicklung der Verstöße gegen das Versammlungsgesetz einher. Mit 372 solchen Verstößen waren die Zahlen mehr als achtmal so hoch wie 2021.

Das zurückgehende Infektionsgeschehen und die einhergehenden Lockerungen führten auch dazu, dass sich die Kriminalität in vielen Bereichen wieder in Richtung des Vor-Corona-Niveaus entwickelte. So zeigen sich in weiten Teilen der Diebstahlskriminalität Anstiege wie leider auch im Bereich der Gewaltkriminalität.

Dass sich aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen auch in der Entwicklung der Kriminalitätszahlen widerspiegeln, sieht man zum Beispiel im Bereich des Tankbetruges. 1.234 solcher Taten bedeuten einen Anstieg von fast 60% zum Vorjahr.

Auf der anderen Seite wurden 2022 lediglich 630 sogenannte Beförderungserschleichungen zur Anzeige gebracht. Damit wurden der Polizei 222 Delikte des ‚Schwarzfahrens‘ bekannt, was einen Rückgang von mehr als 26% darstellt. Leider stiegen auch die tätlichen Angriffe auf Polizistinnen und Polizisten um mehr als ein Drittel auf 211 Taten im Jahr 2022 an.

Lars Brückner, Leiter der Kriminalpolizei in der Polizeidirektion West

Polizeiliche Kriminalstatistik

Die Anzahl der in der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erfassten Fälle ist im Vergleich zu 2021 um insgesamt 3,4 Prozent gestiegen (2022: 49.276; 2021: 47.650). Die Aufklärungsquote ist leicht gesunken, auf 52,2 Prozent (2021: 53,0 %). 

Positiv ist der Rückgang der Fallzahlen bei Fahrraddiebstählen. Hier wurden über 600 Fälle weniger registriert als noch im Jahr zuvor (2022: 3.641; 2021: 4.254) und die Aufklärungsquote stieg. Auch die Zahlen der Diebstähle von Kraftwagen sinken weiter. 

Der Fokus der Öffentlichkeit lag in den zurückliegenden Jahren auf die möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie, insbesondere mit Blick auf das Kriminalitätsphänomen der häuslichen Gewalt. Wie auch im Jahr 2021, war im letzten Jahr erneut ein Anstieg festzustellen. 1.640 Straftaten wurden 2022 im Rahmen der polizeilichen Bearbeitung als häusliche Gewalt gewertet (2021: 1.494; 2020: 1.478; 2019: 1.279).

War man während der Corona-Pandemie davon ausgegangen, dass der Anstieg vor allem auf die fehlende räumliche Trennung von Paaren zurückzuführen sein könnte, muss man feststellen, dass auch ohne die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen die häusliche Gewalt leider nicht abgenommen hat. Möglicherweise haben die letzten Jahre zu einer größeren Bereitschaft seitens der meist betroffenen Frauen geführt, Taten grundsätzlich anzuzeigen und Hilfe bei der Polizei zu suchen.

In Zusammenarbeit mit den Opferschutzbeauftragten der Polizei, der polizeilichen Prävention und den Hilfe- und Schutzeinrichtungen für Frauen werden wir auch in diesem Jahr die Entwicklung sehr genau beobachten und die Betroffenen dazu ermutigen, jede Form der häuslichen Gewalt sofort anzuzeigen.

Auch für Ton und Kirschen und Comédie soleil: Mehr Geld für Freie Szene

Werder (Havel), 02.04.2023 – Die Freien Theater in Brandenburg erhalten mehr Geld vom Land – darunter auch „Ton und Kirschen“ aus Glindow und das „Comédie soleil“. Lesen Sie mehr in der Pressemitteilung des Kulturministeriums vom 31. März 2023.

800.000 Euro zusätzlich für Freie Darstellende Künste 

Das Kulturministerium unterstützt die Freien Darstellenden Künste im Land Brandenburg in diesem Jahr mit insgesamt rund 2,42 Millionen Euro – das sind 800.000 Euro mehr als 2022.

Darüber informierte Kulturministerin Manja Schüle heute in Werder (Landkreis Potsdam-Mittelmark) gemeinsam mit der Vorstandsvorsitzenden des Landesverbandes Freie Darstellende Künste, Sabine Chwalisz, und dem Geschäftsführer des Landesverbandes, Frank Reich, sowie der Künstlerischen Leitung des Theaters Comédie Soleil, Karoline Hugler und Julian Tyrasa. Im Anschluss überreichte Ministerin Schüle den diesjährigen Bescheid in Höhe von 75.000 Euro von an das Theater Comédie Soleil.

„Mit der aktuellen massiven Erhöhung der Förderung für die Freien Darstellenden Künste haben wir unsere Förderung seit 2019 mehr als verdoppelt. Das ist ein Durchbruch, ein Statement, ein Bekenntnis. Wir machen das nicht für die Freien Theater. Wir machen das für uns selbst, für uns alle. Denn die mehr als 50 Freien Theater- und Tanzeinrichtungen sind nicht nur sensible Seismographen gesellschaftlicher Entwicklungen und wichtige Diskurs- und Resonanzräume – sie bringen vor allem facettenreiche, unkonventionelle, inspirierende Aufführungen, Kulturevents und Mitmachangebote in jeden Winkel unseres Landes. Mit dem Aufwuchs können wir endlich eine langjährige Forderung der Kulturszene einlösen: Honorarmindeststandards. Brandenburg ist damit eines der ersten Länder, das faire Bezahlung im künstlerischen Bereich sicherstellt. Ich bin stolz, dass uns das gelungen ist. Und ich bin dem Landtag und dem Landesverband der Freien Darstellenden Künste dankbar für ihre großartige Unterstützung. So hat Kultur Zukunft in Brandenburg!“ 

Kulturministerin Manja Schüle:

Frank Reich, Geschäftsführer des Landesverbandes Freie Darstellende Künste:

„Der vom Landtag einstimmig beschlossene Aufwuchs für Freie Darstellende Kunst in Brandenburg bestätigt uns anerkennend in unserer Arbeit. Jetzt ist es möglich deutlich besser finanziert, langjährige Arbeiten nun ganzjährig als auch besser finanziert Einzelprojekte zu fördern, Honoraruntergrenzen zu berücksichtigen und auch verstärkt Gastspiele und Festivals durchzuführen. Wir etablieren neue Aufführungsorte in allen Regionen des Landes und können unsere Angebote deutlich erweitern. Wir können damit auch dem zunehmenden Wunsch nach Gastspielen in kleineren Städten und in der Fläche nachkommen.“

Der Landesverband Freie Darstellende Künste Brandenburg wurde im Jahr 1995 gegründet. Er versteht sich als Interessenvertreter der professionellen Freien Darstellenden Künste im Land und als Dienstleister bei der Gründung, der Entwicklung und Beratung der Freien Szene.

Er agiert als Berater für freie Tanz- und Theaterschaffende, Freie Bühnen, Förderer, Veranstalter und Sponsoren sowie Kulturpolitik, Kulturverwaltung und Öffentlichkeit. Der Landesverband hat aktuell 35 Mitglieder. Aufführungen der Freien Darstellenden Künste im Land Brandenburg finden jährlich in rund 85 Städten und Gemeinden statt.

Karoline Hugler und Julian Tyrasa, Künstlerische Leitung des Theaters Comédie Soleil:

„Wir freuen uns sehr, dass wir dank der Fördermittel unsere Linie des gesellschaftsrelevanten, emotionalen Theaters weiterverfolgen und ein reichhaltiges Jahresprogramm anbieten können. Mit der Erhöhung des Etats setzt Brandenburg ein starkes Zeichen für die Bedeutung der Kunst – gerade in schwierigen Zeiten, in denen sonst häufig zuerst an der Kultur gespart wird.“

Das 2009 gegründete Theater Comédie Soleil ist ein professionelles freies Theater in Werder (Havel). Im April 2013 haben Karoline Hugler und Julian Tyrasa die Künstlerische Leitung übernommen. Sie entwickeln und spielen Stücke, die berühren und zum Lachen, Weinen, Mitfühlen, Nachdenken anregen – mit einem Schwerpunkt auf politischen, gesellschaftsrelevanten Stücken.

Das Theater ist Mitglied im Landesverband Freie Darstellende Künste Brandenburg. Karoline Hugler ist neben der Künstlerischen Leitung als Schauspielerin tätig und inszeniert auch selbst. Julian Tyrasa ist neben der Künstlerischen Leitung als Autor und Regisseur am Theater tätig. Die Spielstätte befindet sich in einem denkmalgeschützten Gebäude in Werder (Havel), in dem früher das erste Kaufhaus der DDR untergebracht war. Die Trägerschaft und Verwaltung des Theaters liegen bei der Stiftung SPI.

Die Entscheidung des Kulturministeriums über die Förderung von Einrichtungen, Produktionen und Aufführungen basiert auf der Empfehlung einer externen Experten-Jury im Rahmen der Fördergrundsätze für die Freien Darstellenden Künste. Demnach erhalten in diesem Jahr zwölf Freie Theater insgesamt rund 1,51 Millionen Euro als projektbezogenen JahreszuschussZudem werden Projekte von zehn weiteren Freien Theatern mit insgesamt 435.000 Euro gefördert.

Ergänzend stehen 302.000 Euro für Festivals zur Verfügung. Mit weiteren 100.000 Euro werden Gastspiele und Koproduktionen gefördert. Erstmalig wird ein Infrastrukturfonds mit jährlich 75.000 Euro eingerichtet, der es den Einrichtungen ermöglicht, Mittel für Maßnahmen zur strukturellen und technischen Instandhaltung sowie für Investitionen zu beantragen. Mit weiteren 25.000 Euro unterstützt das Kulturministerium das Netzwerkprojekt Brandenburger Spielorte, das eine verstärkte Gastspieltätigkeit in der Fläche des Landes als Ziel hat.

Überblick über die Jahresförderung der Freien Darstellenden Künste:

  • Theater des Lachens, Frankfurt (Oder), Fördersumme 190.000 Euro: Das einzige professionelle Puppentheater in Brandenburg hat sich seit 30 Jahren ein vielschichtiges, bundesweites und internationales Netzwerk innerhalb der Kinder- und Jugendtheaterszene erarbeitet. Das Theater des Lachens plant fünf Inszenierungen in dieser Spielzeit. > www.theaterdeslachens.de  
  • T-Werk, Potsdam, 190.000 Euro: Als Produzent und Veranstalter ist das T-Werk wichtiger Bestandteil des Kulturstandortes Schiffbauergasse. Das Programm mit jährlich rund 250 Veranstaltungen setzt sich aus Eigenproduktionen, Gastspielen und Koproduktionen zusammen. Darunter befinden sich überregional ausstrahlende Veranstaltungen wie die Schirrhofnächte, das internationale Theaterfestival UNIDRAM oder die ‘Lange Nacht der Freien Theater‘. > www.t-werk.de
  • fabrik Potsdam, Potsdam, 190.000 Euro: Die fabrik Potsdam ist ein Leuchtturm der zeitgenössischen Tanzszene mit lokalen, regionalen und internationalen Partnerschaften. Die Vision eines choreografischen Zentrums – ein Ort für Produktion, Aufführung und Vermittlung – ist bereits in der Umsetzung. > www.fabrikpotsdam.de
  • Theater89, Nordwestuckermark (Uckermark), 150.000 Euro: Seit mehr als 30 Jahren entstehen Produktionen auf hohem künstlerischen Niveau, oft mit lokalen und regionalen Partnern. In diesem Jahr steht Hans Sachs‘ ‘Kahn der fröhlichen Leute‘ auf dem Spielplan. Im Rahmen der Sommertheatertournee mit der AG ‘Städte mit historischen Stadtkernen‘ wird John Millington Synges ‘Held der westlichen Welt‘ auf vielen Bühnen im Land gespielt werden. > www.theater89.de
  • Ton und Kirschen Wandertheater, Werder/Havel (Potsdam-Mittelmark), 130.000 Euro: Die Wandertheatergruppe inszeniert 2023 ‘Der Sturm‘ und kehrt damit zu William Shakespeare zurück. Zudem sind weitere Theatervorstellungen sowie Workshops für Jugendliche und Erwachsene geplant. Das Theater versteht sich als Theaterfamilie und tourt regelmäßig durchs Land. > www.tonundkirschen.de
  • Theater am Rand, Oderaue (Märkisch-Oderland), 130.000 Euro: Das Theater hat in den letzten 24 Jahren einen treuen Publikumsstamm aufgebaut, der sowohl regional als auch überregional ins Oderbruch-Theater strömt. Es gelingt, mit poetischer Kraft, Geschichten zu erzählen, die mit pointiertem Humor und musikalischer Finesse überzeugen. Der Spielplan bietet eine Mischung aus Erzähltheater, Konzerten, Lesungen und Diskussionsforen und holt immer wieder neue hochkarätige Künstlerinnen und Künstler auf die Bühne. > www.theateramrand.de
  • Die Andere Welt Bühne, Strausberg (Märkisch-Oderland), 130.000 Euro: Die Bühne hat sich seit 2018 zu einem Theaterhaus mit ganzjährigem Spielplan und einer mehrjährigen inhaltlichen Konzeption entwickelt. Die Andere Welt Bühne schafft durch ihre ambitionierte Theaterpraxis eine enge Verbindung zu Strausberg vor Ort und den Menschen in der Region. > www.wasserwerk-theater.com
  • Theater Poetenpack, Potsdam, 90.000 Euro:Neben ihren seit 20 Jahren etablierten sommerlichen Open-Air-Produktionen, konnte das Theater in den vergangenen zwei Jahren mit der ‘Zimmerbühne‘ in der Potsdamer Innenstadt erfolgreich eine eigene Spielstätte entwickeln. Diese soll in den kommenden Jahren zu einer ‘Dialogbühne‘ für die Potsdamer Stadtgesellschaft ausgebaut werden. Mit ausgesuchten literarischen Vorlagen geht das Poetenpack auf die theatralische Suche danach, wie – tatsächliche oder empfundene – Macht und Ohnmacht menschliches Verhalten verändern, gerade in Zeiten weltweiter Krisen.> www.theater-poetenpack.de
  • Kanaltheater, Eberswalde (Barnim), 89.000 Euro: Das Kanaltheater entwickelt seit 2013 als professionelles, künstlerisches Team mit einem breit aufgestellten Bürger-Ensemble aus Eberswalde großformatige, partizipative Theaterproduktionen. Immer geht es um die Bearbeitung der vorgefundenen Geschichten wie auch um die Entwicklung von Zukunftsvisionen. 2023 steht das Thema ‘Paradies‘ im Mittelpunkt: Die Akteure werden sich mit unterschiedlichen Konzepten und Fantasien des idealen Zustands ‘Paradies‘ auseinandersetzen. > www.kanaltheater.de
  • Theater Comédie Soleil, Werder/Havel (Potsdam-Mittelmark), 75.000 Euro: „Wir leben nicht in vielen Welten und auch künftig nicht in anderen Welten, wir leben in einer Welt. In einer Welt miteinander zu leben, zu handeln, Konflikte auszutragen, Kinder groß zu ziehen, im Frieden alt zu werden – dafür tragen wir Verantwortung.“ ‘Eine Welt‘ ist das Jahresthema des Theaters Comédie Soleil – mit Stückentwicklungen, die bedeutsame Zusammenhänge in der Geschichte reflektieren und ins Heute verbinden, getragen von einem konzeptuell aufklärerischen Ansatz und einer humanitären Grundhaltung. > www.comediesoleil.de
  • Neues Globe Theater, Potsdam, Fördersumme 65.000 Euro: Das Neue Globe Theater Potsdamist als Gastspieltheater unterwegs und erfüllt damit einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung und Bereitstellung von Kultur in ländlichen Regionen abseits der großen Metropolen. Der Spielplan 2023 folgt dem Motto ‘Täter, Mitläufer, Erniedrigte – eine Theater-Trilogie des Faschismus‘. Mit der Produktion ‘Mephisto‘ steht erstmals eine eigene Stückentwicklung nach einem literarischen Stoff auf dem Programm. Klaus Manns Roman soll dabei nicht nur in seiner Warnung vor opportunistischem Künstlertum im Angesicht rechtsextremer Gefahren begriffen, sondern auch in der angelegten Queerness des Protagonisten und deren gesellschaftlichen Folgen befragt werden. >www.neuesglobetheater.de
  • Flunker Produktionen, Dahme/Mark (Teltow-Fläming), 76.000 Euro: Die Flunker Produktionen verbinden in ihren Stückentwicklungen eine hohe intellektuelle Professionalität mit der Fähigkeit, Geschichten sinnlich und humorvoll zu erzählen. 2023 erforschen sie in ihrer Inszenierung ‘Knallwut‘ die theatralische Kraft der Wut. Neben zahlreichen Wiederaufnahmen steht auch das Kulturblütenfestival in seiner 7. Edition auf dem Jahresprogramm. Die Konzeption des Festivals als Aktion im öffentlichen Raum, als Marktplatzgeschehen, ermöglicht einen niedrigschwelligen Zugang zu Theater und ein gemeinsames und interaktives Erleben der Aufführungen. > www.kulturbluetenfestival.de/kultur-pflanzen-e-v

Überblick über die Einzelprojektförderung der Freien Darstellenden Künste:

  • Traumschüff, ‘Treffpunkt Theater‘, Oranienburg (Oberhavel), 75.000 Euro: Das Traumschüff plant 2023 seine Tourtätigkeit mit ihrem Schiff fortzusetzen und relevante Themen in Stücke zu gießen. Mit diesem Ansatz bringt das Traumschüff Theater zu den Menschen, die ansonsten keine Berührung damit haben. > www.traumschueff.de 
  • Temnitzkirche e.V., Theatersommer Netzeband 2023, Netzeband (Ostprignitz-Ruppin), 60.000 Euro: Der Theatersommer in Netzeband ist fester Bestandteil des kulturellen Lebens in der Region. Die Akteure haben seit mehr als 25 Jahren ein Kulturfestival entwickelt, das von Menschen vor Ort, aber auch Gästen aus dem weiteren Umfeld wahrgenommen wird. Im Mittelpunkt der Planung für 2023 steht die Neuproduktion ‘Momo‘, basierend auf dem Roman von Michael Ende als Inszenierung für Kinder und Erwachsene. Die Aufführung in Rahmen des Amphitheaters lässt die Erzähl- und Spielebenen verschmelzen. > www.netzeband-kultur.de
  • Theaterschiff Potsdam, ‘Es bleiben uns die Worte‘, Potsdam, 47.000 Euro: Das Theaterschiff Potsdam ist Industriedenkmal und Kulturort zugleich. Im Jahr 2023 steht das Stück ‘Es bleiben uns die Worte‘ über die Anschläge auf das Pariser Bataclan im Jahr 2015 auf dem Spielplan. Die Stückentwicklung basiert auf dem Buch von Georges Salines und Azdyne Amimour. > Link www.theaterschiff-potsdam.de 
  • theater.land, ‘Warten auf Godot‘, Werder/Havel (Potsdam-Mittelmark), 45.000 Euro: Als Ergebnis des gemeinsamen Rechercheprojekts ‘Brandenburger Spielorte entwickeln‘ von 2021, initiiert vom Landesverband der Freien Darstellenden Künste Brandenburg, wird theater.land Becketts Klassiker in Kooperation mit dem Kulturverein Ribbeck mit dort ansässigen Schauspielerinnen und Schauspielern in der Kulturscheune Ribbeck herausbringen. Bespielt wird die gesamte Scheune. Anker ins Heute soll Becketts (unbeantwortete) Frage sein, warum, auf wen, wie lange wir noch im Angesicht enormer weltweiter Schrecken unsere Zeit mit Warten und dem Zelebrieren nebensächlicher Späße verbringen können. > www.theater.land
  • Laura Heinecke & Company, Feierlichkeiten zur Beerdigung des Kapitalismus’, Potsdam, 45.000 Euro: In ‘Feierlichkeiten zur Beerdigung des Kapitalismus‘ wollen Laura Heinecke und Gareth Clark gemeinsam mit dem Publikum die Möglichkeiten erforschen, sich das Ende des Kapitalismus vorzustellen, die zerstörerischen Merkmale des Kapitalismus eruieren und befragen, wie auch unbekannte nachhaltige Lebensweisen möglich sind. Der ungewöhnliche Projektansatz zielt auf die Gestaltung der Performance als eine Beerdigung ähnlich einer Zeremonie, bei dem die Zuschauerinnen und Zuschauer zu aktiv Handelnden werden. Laura Heinecke unternimmt mit diesem aktuellen, politischen Statement in ihrer Produktion und mit der Kollaboration mit Gareth Clark einen neuen, spannenden Entwicklungsschritt in ihrer künstlerischen Arbeit. > www.lauraheinecke.blogspot.com
  • Theater Nadi, ‘Shoku-Ju Ungesprochene Worte‘, Potsdam, 45.000 Euro: Das musikalische Bewegungstheater ‘Shoku-Ju Ungesprochene Worte‘ von Theater Nadi überzeugt durch seinen sehr intimen, persönlichen Ansatz. Das biographisch-inspirierte Stück kombiniert neue Stückentwicklung, Maskenspiel, Bewegung und Musik. Es stellt Fragen nach einem möglichen Zusammenleben und unserer Gemeinschaftsfähigkeit – aber auch nach Themen wie Abschied, Tod und Migrationserfahrungen. > www.theater-nadi.de
  • Haus Neudorf e.V., ‘Gertrud 2.0.‘, Gerswalde (Uckermark), 35.000 Euro: Ausgangsbasis des chorischen Theaterprojektes Gertrud 2.0. unter der Leitung von drei jungen, theatererfahrenen Frauen, die bereits Theaterprojekte im Haus Neuendorf in der Uckermark angeleitet haben, bietet die Stückvorlage ‘Gertrud‘ des Dramatikers und Regisseurs Einar Schleef. Darin befasst er sich mit der gelebten Geschichte seiner Mutter. Der Text von Schleef wird mit 20 Amateurinnen aus der Region fortgeschrieben und ins Heute überführt. > www.hausneudorf.de 
  • Maren Strack & Johann Lorbeer GbR, ‘The Breathshow‘, Birkenwerder (Oberhavel), 34.000 Euro: ‘The Breathshow‘ ist eine Performance zum Thema Stille, Pausen und dem Nichts, die den Atem als Kompositionsprinzip verwendet. Das Projekt besticht durch seine detaillierte und zugleich philosophische Beschreibung der künstlerischen Vision. Die verschiedenen künstlerischen Mittel – Bewegung, Installation, Lichtorgel, Kostüm und Video – folgen einer je eigenen wie miteinander verwobenen Dramaturgie und verfolgen die Idee, die Konturen des Nichts fühl-, hör- und sichtbar werden zu lassen. > www.maren-strack.de
  • teatreBlau, ‘Heimat / home‘, Potsdam, 29.000 Euro: Mit seiner neuen Produktion wendet sich das international zusammengesetzte Ensemble den akuten Problemen von Flucht/Krieg und Vertreibung zu. Ausgehend vom autobiographischen Roman der jungen Autorin Noura Hubo, in dem die Migrantin Miriam Zuflucht in Europa sucht, sollen übergreifend die Schicksale Geflüchteter – ob aus der Ukraine, Afghanistan oder Syrien – emotional und paradigmatisch ins Bild gesetzt werden. Als multilinguales Projekt an der Schnittstelle von Theater und Film versprechen besonders der Einsatz von Videotechnik und elektronischer Musik sowie eine hybride Spielweise, die digitale Elemente mit Live-Körperspiel und Gesprächen vor Ort vereint, innovative Akzente. > www.teatreblau.eu
  • Plateau e.V., ‘Aqua Viva – Das lebendige Wasser‘, Pritzwalk (Prignitz), 20.000 Euro: Mit der Inszenierung ‘Aqua Viva‘, portugiesisch ‘lebendiges Wasser‘ oder auch ‘Qualle‘ werden Künstlerinnen und Künstler von Plateau e.V. aus der Prignitz, Berlin und São Paulo eine interdisziplinäre Zusammenarbeit beginnen. Grundlage dafür ist der gleichnamige Roman der brasilianischen Autorin Clarice Lispector. Nach eigener Aussage versuchte sie einen Roman zu schreiben, dem die „Wirbelsäule der Handlung fehlt“, der dafür aber umso mehr einen Brückenschlag zu vielen Herausforderungen unserer Zeit ermöglicht, um in den Spiegelungen und Spuren widerständige Gedanken und in der Differenz zwischen dem Sagbarem und Ungesagtem über das Heute zu reflektieren.

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