Werder (Havel), 16.12.2024 – „Bademantelgang“, mein Lieblingswort des Jahres aus den städtischen Ausschusssitzungen. Gemeint damit ist scheinbar ein wettergeschützter zukünftiger Direktzugang in die Haveltherme von einem eventuell daneben noch zu entstehenden Hotel. Ob diese Vision jemals wahr wird, steht in den Sternen. Auf jeden Fall aber zeigt diese Idee: In Sachen Tourismus hat die Blütenstadtverwaltung noch einiges vor.
Während die Vision des Hotelbesuches samt Thermenanschluss via Bademantelgang noch reine Zukunftsmusik ist, hat die Stadt sich jetzt vor dem Hintergrund der Wiederzertifizierung als staatlich anerkannter Erholungsort zum Ist-Zustand und den Nahzielen der touristischen Entwicklung geäußert.
Potenzial wird zum Beispiel in der „Entwicklung des Gesundheits- und Wellnesstourismus“ gesehen. Mehr in der folgenden Presseinfo des Rathauses vom 3. Dezember 2024.
Touristisches Profil hat weiter gewonnen
Wie Werder Erholungsort geblieben ist und wie es mit dem Tourismus weitergehen soll
Im Jahr 2002 ist die Stadt Werder (Havel) Staatlich anerkannter Erholungsort geworden, jetzt konnte dieser Titel zum zweiten Mal verteidigt werden: Der Anerkennungsbescheid des Landes Brandenburg wurde am 2. Dezember durch Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach überreicht.
„Der Titel ist und bleibt ein Aushängeschild für den Tourismus, für die gesamte Stadt und auch für die Lebensqualität in Werder. Wir sind stolz und dankbar, diesen Titel weiter tragen zu dürfen.“
Bürgermeisterin Manuela Saß
Bei einer abwechslungsreichen Rundtour mit dem Bus, auf dem Wasser und zu Fuß hatten Vertreter des Landesfachbeirates im Juli erlebt, was Werder als Erholungsziel ausmacht, und was sich in den vergangenen Jahren so alles entwickelt hat.
Die Tour hatte Eindruck hinterlassen: „Werder ist eine reizvolle Stadt und vermittelt ein sauberes, gepflegtes Bild mit einem einheitlichen Corporate Design“, hieß es danach in der Begründung des Fachbeirats zur erneuten Anerkennung. „Dabei kann die Gemeinde seit der letzten Prädikatisierung eine deutlich erkennbare Weiterentwicklung ihres touristischen Profils verzeichnen.“ Die touristische Infrastruktur sei systematisch und umfassend verbessert worden.
Das Lindowsche Haus ist ein Sinnbild dieser Entwicklung. Das einstige Obstbauerngehöft am Plantagenplatz wurde von 2017 bis 2019 aufwendig saniert und liebevoll eingerichtet. Seit fünf Jahren sind dort, im Herzen der Blütenstadt, die Tourist-Information und der Bürgerservice der Stadt Werder (Havel) zu Hause.
Mehr als 3 Millionen Euro sind in das Sanierungsprojekt geflossen. Ziel war es, damit auch die Geschichte und Tradition des Hauses sichtbar werden zu lassen. „Wir wollen den Gästen unserer Stadt bereits hier an einem ihrer ersten Anlaufpunkte ein authentisches Bild unserer Blütenstadt vermitteln“, so Manuela Saß.
Die Übernachtungszahlen zeigen: Werder (Havel) erfreut sich konstanter Beliebtheit bei Touristen. 2018 wurden erstmals mit einem Riesensprung die 300.000 Übernachtungen bei gewerblichen Betrieben geknackt, ein Jahr später 324.603 Übernachtungen gezählt. Die Corona-Pandemie verpasste der Statistik zwar einen Knick. Doch bereits 2023 konnte das Niveau mit 319.686 Übernachtungen wieder erreicht werden, Werder gehört damit zur Spitzengruppe in Brandenburg. Die Anzahl der Gastgewerbe bewegt sich ebenfalls auf einem konstanten Stand.
Therme und Tourist-Information als wichtige Projekte
Die Tourist-Information selbst hat am neuen Standort bereits zum zweiten Mal die Auszeichnung „i-Marke“ erhalten. Für die Stadt wurde ein neues Besucherleitsystem umgesetzt, der Internetauftritt der Stadt überarbeitet und mit dem „BlütenBlatt“ ein Newsletter für touristische Angebote aufgesetzt. Mit der E-Bus-Linie geht es barrierefrei durch die Innenstadt.
2021 eröffnete die Havel-Therme, sie hat einen völlig neuen Akzent im Bereich des Gesundheits- und Familientourismus gesetzt. Die Besucherzahlen übertreffen die Erwartungen und es gab, zuletzt mit dem Saunaschiff, bereits Erweiterungen des Angebotes. Der Landesfachbeirat sieht die Therme als „wichtigstes touristisches Infrastrukturprojekt“.
Dem Beirat zufolge seien die Vielfalt und die durchweg hohe Qualität der einzelnen Erholungsangebote beeindruckend. Das Gremium lobte außerdem das „gute Klima zwischen den Leistungsträgern und der Stadtverwaltung.“ Das Angebot an Unterkünften aller Kategorien und gastronomischen Einreichungen entspreche den Erwartungen an einen führenden Erholungsort.
Zukunftsziele sind gesteckt
Die Ziele für die Zukunft sind im neuen Erholungsortsentwicklungskonzept gesteckt: Die touristischen Rad- und Wanderwege sollen fortlaufend qualifiziert und Tourenvorschläge für Stadtspaziergänge oder Genusstouren weiterentwickelt werden. Der Panoramaradweg soll perspektivisch ein Rundkurs werden und so alle Ortsteile miteinander vernetzen.
Potenzial wird außerdem in der stärkeren Vermarktung regionaler Produkte und in der Entwicklung des Gesundheits- und Wellnesstourismus gesehen. Um das Angebot für Touristen außerhalb der Saison im Herbst und Winter zu erweitern, sieht das Konzept für die Weiterentwicklung neue Ansätze für die Blüte- und die Erntezeit vor. Der Landesfachbeirat empfiehlt, diese Ziele zu verfolgen.
Gastgeber bauen Angebote aus
Darüber hinaus entwickeln sich die Gastgeber und Unternehmer im touristischen Bereich weiter und bauen kontinuierlich das Angebot aus. Bekannte Beispiele sind der 4-Sterne-Campingplatz Riegelspitze, das Lendelhaus auf der Insel, der Sanddorngarten der Familie Berger in Petzow oder der Werderaner Tannenhof. Der entwickelte sich im zurückliegenden Jahrzehnt vom reinen Weihnachtsbaumverkauf zum Erlebnisdorf für die ganze Familie.
„Freie Flächen sind in Werder begrenzt, daher ist es manchmal baurechtlich nicht einfach, Erweiterungen zu ermöglichen. Aber es ist uns wichtig, Attraktionen schaffen – für den Tourismus und die Region. Denn der Tourist unterscheidet nicht, ob er sich in Werder oder in einer unserer Nachbarkommunen befindet.“
Werders 1. Beigeordneter Christian Große
Neben dem Raum für touristische Angebote brauche es die Menschen und deren Einsatz, wie der 1. Beigeordnete am Beispiel des Schlossgartens in Petzow verdeutlicht: „Wenn Herr Kosakowski und seine Liebe zum Garten und dem Ortsteil nicht wären, gäbe es dieses Idyll nicht. Es macht eine Stadt aus, dass es Menschen wie ihn gibt, die mehr machen als vielleicht nötig wäre. Und davon profitieren letztlich auch unsere Einwohner.“
Hintergrund
Anforderungen für die staatliche Anerkennung eines Erholungsortes sind gemäß Brandenburgischem Kurortegesetz: eine landschaftlich bevorzugte und klimatisch begünstige Lage, für die Erholung geeignete Einrichtungen, gekennzeichnete Rad- und Wanderwege, nutzbare Freiflächen für Sport, Spiel, Freizeit und Erholung, ein Frei- und Hallenbad in angemessener Entfernung.
Das zuständige Ministerium überprüft in der Regel nach zehn Jahren, ob die Anerkennungsvoraussetzungen weiterhin vorliegen. Werder hat am 27. November 2002 in der damals gerade erworbenen Bismarckhöhe von Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns die Ernennungsurkunde erhalten und den Titel 2013 erstmals verteidigt.
Im Land Brandenburg gibt es aktuell acht Kurorte und 16 Staatlich anerkannte Erholungsorte. In Potsdam-Mittelmark trägt neben Werder die Nachbargemeinde Schwielowsee den Erholungsort-Titel. Bad Belzig ist als Staatlich anerkannter Luftkurort zertifiziert.
Der Landesfachbereirat setzt sich aus Vertretern verschiedener Brandenburger Ministerien, des Gesundheits- und Kurorteverbandes Brandenburg e.V., des Landestourismusverbandes e.V. und des Städte- und Gemeindebundes zusammen.
Beitrag Fortschreibung der Erholungsortentwicklungskonzeption auf der Rathausseite